Kann Leben retten

Nach 25.000 Erdbeben: Forscher machen erstaunliche Entdeckung

Als Anfang 2025 Tausende Erdstöße die Region rund um Santorini erschütterten, herrschte auf der beliebten griechischen Ferieninsel Ausnahmezustand. 

Mehr als 25.000 Beben wurden zwischen Ende Januar und Anfang März registriert, viele davon deutlich spürbar. Schulen blieben geschlossen, die Behörden riefen den Notstand aus, Bewohner und Touristen fürchteten entweder einen Vulkanausbruch wie vor 3.600 Jahren oder ein starkes Erdbeben wie 1956.

Nun bringt ein internationales Forschungsteam Licht in die Ereignisse – und fördert dabei Erstaunliches zutage. Die Wissenschafter unter Beteiligung des University College London (UCL) veröffentlichten ihre Analyse in der Fachzeitschrift Science. Anstatt eines bevorstehenden Ausbruchs stießen sie auf einen bislang unbekannten Prozess tief im Erdinneren.

Um die Ursache zu klären, werteten die Forscher mithilfe von maschinellem Lernen die Position aller 25.000 Erdbeben neu aus. „Wir haben jedes der 25.000 präzise lokalisierten Beben als ‚virtuellen Stressmesser‘ behandelt“, erklärt Dr. Stephen Hicks vom UCL. Auf diese Weise konnten die Wissenschafter die Bewegung von Magma mit bislang unerreichter Detailgenauigkeit rekonstruieren.

Magma verhält sich ungewöhnlich

Demnach drangen in mehr als zehn Kilometern Tiefe horizontale Magma-Schichten – sogenannte Dikes – über rund 20 Kilometer durch die Erdkruste. Das aus dem Untergrund emporsteigende Material entspricht laut Berechnungen einem Volumen, das „200.000 olympische Schwimmbecken füllen“ könnte. Doch das eigentlich Überraschende war der Bewegungsablauf: Die Magmaintrusion erfolgte nicht kontinuierlich, sondern in Wellen.

„Am auffälligsten war, dass die Intrusion sich nicht gleichmäßig bewegte. Stattdessen pulsierte sie“, sagt Studien-Hauptautor Anthony Lomax. Das Magma öffnete Risse, schloss sie wieder und schob sich in Schüben voran – ein pulsierender Prozess, der bisherigen Modellen widerspricht. Die Magmaquelle liegt demnach in einem Reservoir, das den Santorini-Vulkan mit dem Unterwasservulkan Kolumbo verbindet.

Gefahr für die Oberfläche bestand jedoch keine, betonen die Forscher. Das Magma erreichte weder ausreichenden Druck noch Auftrieb, um einen Ausbruch zu verursachen. Gleichzeitig liefert die neue Methode aber wertvolle Einblicke für künftige Ereignisse. „Wenn wir unsere Technik auf ähnliche Erdbebenschwärme in der Zukunft anwenden, könnten wir eingrenzen, wo das Magma wahrscheinlich austreten würde – und möglicherweise auch die Menge“, so Hicks.

Hilfreiche Methode

Besonders hilfreich ist die Methode, weil sie nur seismische Daten benötigt. Damit eignet sie sich speziell für Unterwasserregionen, in denen bodengestützte GPS-Messungen oder Satellitenbilder kaum nutzbar sind.

Santorini liegt im sogenannten Hellenischen Bogen, wo die afrikanische und die eurasische Platte aufeinandertreffen. Die Minoische Eruption um 1620 v. Chr. zählt zu den größten Vulkanausbrüchen der Menschheitsgeschichte. Die Krise von 2025 zeige, so die Wissenschafter, wie wichtig engmaschige Überwachung sei – und welche Gefahren weiterhin in der Region schlummern.

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