Täter hatte Amoklauf "minuziös geplant und exakt in die Tat umgesetzt".
Rund 1000 Menschen haben am Sonntag bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Ansbacher St. Johannis-Kirche der zehn Opfer des Amoklaufs an dem örtlichen Gymnasium Carolinum gedacht. Für die beiden schwer verletzten Mädchen, die Lehrer und Schüler sowie die Familie des Amokläufers entzündeten Teilnehmer des Gedenkgottesdienstes Kerzen.
Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sprach den Betroffenen im Namen der bayerischen Staatsregierung sein Mitgefühl aus und zollte Lehrern und Helfern seinen Respekt. Dem Schulleiter Franz Stark spendeten die versammelten Schüler, Lehrer, Eltern und Helfer zum Zeichen ihrer Solidarität spontanen Beifall.
Amoklauf
Schüler des Gymnasiums waren in Gruppen in die Kirche
gekommen, dabei wichen sie den vor der St. Johannis-Kirche wartenden
zahlreichen Fernsehteams bewusst aus. In der Kirche rückten sie still
zusammen - viele vergossen Tränen. Der 18 Jahre alte Georg R. hatte bei
seinem Amoklauf an dem von ihm besuchten Gymnasium am vergangenen Donnerstag
einen Molotow-Cocktail in die Klasse 10b geworfen. Als Tische und Kleider
der Schüler Feuer fingen, rannten diese hinaus auf den Flur. Vor der Tür
wartete der mit einer Axt bewaffnete Abiturient. Dort schlug der Täter nach
Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft wahllos auf die Schüler und den Lehrer
ein.
Trauerfeier
Durch sinnlose Gewalt seien zwei Mädchen schwer
verletzt worden, beklagte der Ansbacher Dekan Hans Stiegler in seiner
Predigt. "Man kann nur Gott danken, dass das Schlimmste nicht eingetroffen
ist", betonte er. Viele fühlten sich in diesem Moment gottverlassen. Erst
später sei ganz zart zu spüren gewesen, dass Gott da sei, sagte er mit Blick
auf die große Hilfsbereitschaft vieler Ansbacher Bürger. "Nächstenliebe, ein
oft mit Füßen getretenes Wort, wurde in diesen Minuten gelebt."
Bewegende Worte
In dieser schlimmen Stunde seien die Menschen in
Ansbach füreinander da gewesen. Aber: "Solche Ereignisse dürfen nicht allein
der Grund dafür sein, dass wir zusammenrücken", mahnte der Geistliche.
"Zusammenrücken können wir auch an guten Tagen." Gewalt könne niemals der
Weg sein, ein Ziel zu erreichen. Auch Oberbürgermeisterin Carda Seidel
(parteilos) zeigte sich tief betroffen von dem Amoklauf. Mit positiven
Erinnerungen an Helfer und Retter versuche sie das Schreckliche zu
überwinden, sagte sie.
Genaue Planung
Laut einem Zeitungsbericht hatte der 18-Jährige
die Tat offenbar über Monate hinweg "minuziös geplant und exakt in die Tat
umgesetzt". Er hatte es sich angeblich zum Ziel gesetzt, möglichst viele
Menschen zu töten und die Schule niederzubrennen, berichtete die "Augsburger
Allgemeine" (Montag) aus Ermittlerkreisen. Sein Vorbild seien frühere
Schulmassaker in den USA und in Deutschland gewesen. Der junge Mann habe
damit gerechnet, dass er von der Polizei getötet werde.
Staatswanwalt spricht
Unterdessen kündigte ein Polizeisprecher am
Sonntag an, die Staatsanwaltschaft Ansbach werde sich am Montag zum
möglichen Motiv des Amokläufers äußern. Sie hat dazu für den Mittag zu einer
Pressekonferenz nach Ansbach eingeladen. Es sei aber noch nicht abschließend
geklärt, warum Georg R. das Blutbad angerichtet hat, sagte der Sprecher. Das
Tatmotiv sei nach wie vor unklar, sagte er und widersprach damit
anderslautenden Meldungen.