Eisige Temperaturen sorgen für Probleme in ganz Europa. Es gibt schon mehrere Kältetote zu beklagen. Der Flughafen Mailand ist wegen Schnees gesperrt.
Europa wird derzeit von einer extremen Kältewelle heimgesucht. Temperaturen von minus 20 Grad und darunter sind dabei keine Seltenheit. Infrastruktur und öffentlicher Verkehr sind regelrecht erstarrt. Die Folge sind gesperrte Flughäfen und Straßen, notleidende Menschen und bereits zahlreiche Todesopfer. Eine der Kältepole in Westeuropa ist das Bundesland Sachsen in Deutschland. Dort wurden in der Nacht auf heute, Mittwoch, minus 27,7 Grad gemessen - und es soll sogar noch kälter werden.
Gleich mehrere italienische Flughäfen fielen der Kältewelle zum Opfer. Sowohl die beiden Mailänder Airports Malpensa und Linate, als auch jene von Turin, Bergamo und Genua mussten gesperrt werden. In den Straßen Mailands fielen über Nacht 30 Zentimeter Schnee, die für reichlich Verkehrschaos sorgten - zwei Straßenbahnen kollidierten, weil eine Weiche eingefroren war. In einigen Gemeinden in der Nähe der lombardischen Stadt Como blieben die Schulen gesperrt.
Der Mailänder Dom versinkt im Schnee, Foto: (c) AP
Drei Tote
Ein 46-Jähriger kam in Mailand wegen des Einsturzes
eines Wetterdachs ums Leben, das unter dem schweren Schnee zusammen
gebrochen war. Ein Autofahrer kolumbianischer Abstammung starb in der
lombardischen Stadt Varese, nachdem er wegen des Schnees die Kontrolle
seines Wagens verlor und gegen ein anderes Auto prallte. Ein tödlicher
Unfall wurde wegen des Schnees auch in der Provinz Bergamo gemeldet.
Einbrecher vor dem Erfrieren gerettet
Vor dem Kältetod ist
Mittwoch früh ein schwer verletzter Einbrecher in Bernkastel-Kues
(Rheinland-Pfalz) von der Polizei gerettet worden. Der 44-Jährige sei beim
versuchten Einstieg in die Gaststätte der Burg Landshut von der Burgmauer
vier Meter in die Tiefe gestürzt, berichtete die Polizei.
Dabei brach er sich ein Bein und blieb bei minus 16 Grad bewegungsunfähig im Innenhof liegen. Über Handy rief er seine Tochter an, die dann die Polizei alarmierte. Schwer verletzt wurde der angetrunkene Mann in ein Krankenhaus eingeliefert. Hätte er über sein Handy niemanden erreicht, wäre er wohl im Innenhof der Burg erfroren, so die Polizei.
Minus 27,7 Grad in Sachsen
Kalt, kälter, am kältesten: Die
Polarluft hat die winterliche Tiefsttemperatur in Deutschland weiter
absacken lassen. Nach Angaben des Wetterdienstes meteomedia war in der
vergangenen Nacht das sächsische Dippoldiswalde im Erzgebirge mit minus 27,7
Grad der kälteste Ort in Deutschland. In Altenburg (Thüringen) und in
Sohland im Lausitzer Bergland (Sachsen) sank die Temperatur auf minus 27,5
Grad. So kalt war es in der Region zuletzt vor 22 Jahren. Am Dienstag noch
hatte das sächsische Delitzsch mit minus 26 Grad den Minus-Temperaturrekord
gemeldet.
Kälte konnte Exhibitionisten nicht stoppen
Selbst die
klirrende Kälte hat einen Exhibitionisten nicht davon abhalten können, sich
am späten Dienstagabend am Niederrhein vor einer Frau zu entblößen. In der
bisher kältesten Nacht des Winters zeigte sich der Unbekannte in Kaarst bei
Düsseldorf der 27-Jährigen in schamverletzender Weise. Der offenbar
kältebeständige Exhibitionist verfolgte die Kaarsterin wenige Meter und
suchte dann in unbekannte Richtung das Weite.
Marseille versinkt im Schnee
Der Schnee hat am Mittwoch die
französische Mittelmeerküste erreicht. Die Hafenstadt Marseille drohte in
der weißen Pracht zu versinken: Der Flugverkehr und die
Schnellzugverbindungen wurden geschlossen, teilten die Behörden mit.
Der Hafen von Marseille ist weiß, Foto: (c) Reuters
Rund 30 Züge wurden in Bahnhöfen der Region Provence-Alpes-Cote d'Azur angehalten, damit sie nicht auf den Gleisen stecken blieben. Auch der Straßenverkehr kam praktisch zum Erliegen, sämtliche Busse blieben im Depot.
Der Schneefall setzte in der Früh ein und sollte nach Angaben des Wetterdienstes bis zum Abend fortdauern. Die Autofahrer an der Cote d'Azur wurden überrascht, hochwinterliche Bedingungen sind an der Küste extrem selten. Der Grenzübergang nach Italien wurde bereits am Dienstagabend für Lastwagen gesperrt. Die Stromversorger riefen die Menschen der Region auf, ihren Verbrauch zu drosseln, um das Netz nicht zu überlasten.
Eises-Kälte in Paris
Paris blieb weiter im Griff der
eisigen Kälte. Die Temperaturen erreichten in der Nacht zum Mittwoch
Tiefstwerte von 15 Grad minus. Der Eiffelturm, der nach Schneefall am Montag
vorrübergehend geschlossen worden war, öffnete wieder für Besucher.
Immer mehr Kältetote in Polen
In Polen, wo derzeit
stellenweise Temperaturen von 25 Grad unter dem Gefrierpunkt herrschen, sind
sieben weitere Menschen erfroren. Wie die Behörden am Mittwoch mitteilten,
war unter ihnen ein 68-jähriger Obdachloser, der am Dienstag in einem
verlassenen Haus im Südosten des Landes tot aufgefunden wurde. Ein
51-jähriger alleinstehender Mann wurde unweit seines Haues im Zentrum des
Landes leblos entdeckt.
Mit den sieben neuen Fällen stieg die Zahl der Kältetoten seit dem 1. November auf 76, wie das Innenministerium mitteilte. Die meisten Opfer sind Obdachlose sowie Betrunkene, die trotz der eisigen Temperaturen im Freien einschlafen. Wie auch Deutschland erlebt Polen zurzeit eine Kältewelle mit zweistelligen Minusgraden.
Kältewelle in Saudi-Arabien
Auch der Wüstenstaat
Saudi-Arabien wurde von der Kältewelle erfasst. Die Zeitung "Arab
News" berichtete am Dienstag, in der nördlichen Stadt Turaif sei am
Montag ein 50 Jahre alter Mann an den Folgen der Kälte gestorben, nachdem er
von seinem Sohn "zitternd" ins Krankenhaus gebracht worden sei. In
Saudi-Arabien gelten schon nächtliche Temperaturen von unter zehn Grad
Celsius, wie sie momentan im Norden des Königreichs gemessen werden, als
extrem kalt.
Foto: (c) AP