Polen trägt Trauer

Alle Bergleute tot geborgen

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Eineinhalb Tage nach der Methangasexplosion in der polnischen Unglückszeche Halemba sind Donnerstag die beiden letzten noch vermissten Bergleute tot gefunden worden. Damit stieg die Zahl der Toten auf 23. Niemand hat das Unglück überlebt. Staatstrauer wurde angeordnet.

Bei der Methangasexplosion im oberschlesischen Ruda Slaska waren die Opfer im Alter von 21 bis 59 Jahren nach den bisherigen Erkenntnissen offenbar sofort durch die gewaltige Wucht der Explosion und Temperaturen von bis zu 1.500 Grad Celsius getötet worden. Einige von ihnen sind so entstellt, dass sie nur durch DNA-Analysen identifiziert werden können.

Die Rettungstrupps, die am Mittwoch ihre Arbeit wegen hoher Methangaswerte in der Luft unterbrechen mussten, hatten am frühen Donnerstagmorgen die letzten noch vermissten Opfer geborgen. Die Hoffnung, dass es Überlebende gegeben haben könnte, war von Anfang an gering wegen der Stärke der Explosion und der hohen Methangaswerte am Unglücksort.

"Das ist ein sehr trauriger Tag für uns", sagte Zbigniew Madej, der Sprecher der Bergbaugesellschaft. "Nach den vielen Stunden des Rettungseinsatzes hat niemand das Gefühl, aufatmen zu können, sondern im Gegenteil eine Last auf dem Herzen.

Staatstrauer angeordnet
Staatspräsident Lech Kaczynski hat am Donnerstag Staatstrauer in ganz Polen angeordnet. Bis einschließlich Samstag werden die Fahnen vor öffentlichen Gebäuden auf Halbmast gesetzt.

In Ruda Slaska herrscht offiziell eine einwöchige Trauerzeit. Bürgermeister Andrzej Stania hatte alle städtischen Unterhaltungsveranstaltungen absagen lassen. Er bat auch andere Veranstalter, als Zeichen der Solidarität mit den Familien der Unglücksopfer auf Feste und Feiern zu verzichten.

Soforthilfen für Familien
Die polnische Regierung hatte bereits am Mittwoch Soforthilfen für die Familien der Unglücksopfer angekündigt. Im ganzen Land fanden am Abend Gottesdienste für die Opfer statt. Hilfsorganisationen wie die Caritas starteten eine Spendenaktion, damit die Hinterbliebenen der toten Bergleute wenigstens materiell versorgt sind.

Schwerstes Unglück seit 1979
Bei dem Unglück handelt es sich um den schwersten Grubenunfall in Polen seit 1979. Damals starben 34 Bergarbeiter unter Tage. Im Bergwerk Halemba hatte sich 1990 ein schweres Grubenunglück ereignet, bei dem 19 Kumpel ums Leben kamen. In Polen wird mehr als die Hälfte der Kohle der Europäischen Union gefördert.

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