Proteste gegen Sparpaket

Ausschreitungen bei Mega-Demo in London

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Randalierer besetzten Luxus-Kaufhaus in der Stadt, es gab 75 Festnahmen.

Überschattet von Ausschreitungen haben am Samstag hunderttausende Menschen in London gegen die Sparpläne der britischen Regierung demonstriert. Nach einem friedlichen Protestmarsch zerstörten Randalierer in der Innenstadt die Fenster von Banken und Geschäften und besetzten ein Luxus-Kaufhaus. 75 Menschen wurden festgenommen, fünf Polizisten wurden verletzt.

Nach Angaben der Gewerkschaften, die zu der Großkundgebung aufgerufen hatten, beteiligten bis zu 300.000 Menschen an der Demonstration gegen neue Sparvorhaben der konservativen Regierung unter Premierminister David Cameron. Einige Medien sprachen sogar von bis zu 500.000 Menschen. Es war der größte Protestmarsch in London gegen soziale Einschnitte seit mehr als zwei Jahrzehnten. Er richtete sich gegen geplante Etatkürzungen von umgerechnet rund 90 Milliarden Euro bis zum Jahr 2015. Das Sparprogramm sieht unter anderem ein Einfrieren der Bezüge von Staatsbediensteten sowie den Abbau von rund 300.000 Stellen im öffentlichen Dienst vor.

Unter den Demonstranten waren zahlreiche Angestellte des Öffentlichen Dienstes, die auf Plakaten und in TV-Interviews ihrer Wut Ausdruck gaben. Bei der Kundgebung im Hyde Park sprach unter anderem der Chef der sozialdemokratischen Labour Party, Ed Miliband. Er gestand ein, dass "einige Einschnitte" nötig seien. Die derzeitige konservative Tory-Regierung gehe jedoch den falschen Weg.

Feuer auf Oxford Circus
Begleitet von Musik und Tanz zogen die Demonstranten durch die Londoner City, darunter auch viele Familien mit Kindern. "Spaltet Großbritannien nicht" und "Nein zu Kürzungen" war auf Transparenten und Schildern zu lesen. Die Proteste verliefen weitgehend friedlich, bis sich einige hundert schwarzgekleidete Jugendliche in der Einkaufsstraße Oxford Street Auseinandersetzungen mit der Polizei lieferten. Zusammenstöße gab es auch am Cambridge Circus. Auf dem Oxford Circus zündeten Demonstranten ein Feuer an.

Die Randalierer, von denen viele schwarz gekleidet und vermummt waren, warfen Glasflaschen und Farbbeutel auf Geschäfte und Banken und schlugen Schaufenster ein. Das Hotel Ritz wurde mit Geschossen attackiert und mit Farbe beschmiert. Nach Polizeiangaben wurden zudem Ammoniak-Kapseln auf Sicherheitskräfte geworfen. Die Polizei, die mit 4500 Beamten im Einsatz war, schätzte die Zahl der Randalierer auf etwa 500.

Luxus-Kaufhaus besetzt
Aktivisten der Gruppe UK Uncut besetzten das Luxus-Kaufhaus Fortnum and Mason im Viertel Picadilly. Die Bewegung hatte bereits in den vergangenen Monaten mit Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. Sie fordert von der Regierung, das Budgetdefizit durch die Bekämpfung von Steuerflucht zu reduzieren anstatt die Staatsausgaben zu kürzen. Polizisten umstellten das Kaufhaus und beförderten die Besetzer nach draußen.

Der Gewerkschafts-Dachverband TUC bedauerte die Zwischenfälle und distanzierte sich von den Gewalttätern. Das Verhalten "einiger hundert Menschen" dürfe nicht die Forderung "hunderttausender Menschen" vergessen lassen, "die der Regierung eine Botschaft übermitteln wollten", erklärte der Dachverband. "Es war das Herz Großbritanniens, das sich ausgedrückt hat."
 

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