Der Heilige Vater beendete seine Reise mit einer Messe für kranke Menschen. Einigen Äußerungen des Papstes stießen auf ein geteiltes Echo.
Papst Benedikt XVI. hat seinen viertägigen Besuch in Frankreich beendet. Das Oberhaupt der katholischen Kirche feierte am Montag zum Abschluss vor Zehntausenden Gläubigen im Wallfahrtsort Lourdes eine Messe für Kranke und Behinderte. Der französische Premierminister Francois Fillon sagte, der erste Besuch von Benedikt XVI. in Frankreich sei "ein großer und schöner Moment" gewesen. Die Franzosen seien "bewegt und dankbar". Nach seinem begeisterten Empfang in Paris und Lourdes, wo Hunderttausende den Papst feierten, stießen die Äußerungen von Benedikt XVI. zum Umgang mit Geschiedenen und auf ein geteiltes Echo.
Hunderttausende Gläubige bei den Papst-Messen
Höhepunkte des
Besuchs waren eine Messe unter freiem Himmel am Samstag mit 260.000
Gläubigen in Paris und ein Gottesdienst am Sonntag mit 150.000 Pilgern in
Lourdes. Die Begeisterung und die Zuneigung der vielen jungen Menschen, die
zu ihm gekommen seien, erfüllten ihn mit Kraft, sagte Benedikt XVI., der in
Frankreich vor seinem Besuch deutlich weniger populär war als sein Vorgänger
Johannes Paul II. In Lourdes hatte der 81 Jahre alte Papst aus Deutschland
an den 150-Jahr-Feiern der kirchlich anerkannten Marienerscheinungen
teilgenommen. Am Montag rief Benedikt XVI. dort Kranke und behinderte
Menschen auf, nicht zu verzweifeln.
"Standfestigkeit"
Am Vorabend hatte er die
französischen Bischöfe aufgefordert, in der "schmerzlichen" Frage der
Wiederverheiratung von Geschiedenen "Standfestigkeit" zu zeigen und verwies
damit auf die Unauflöslichkeit der christlichen Ehe nach katholischem
Verständnis. Er verteidigte auch seine Entscheidung von 2007, die Feier des
römischen Messritus in seiner überlieferten Form (sog. Alte Messe) wieder
allgemein zu erlauben.
Die Sozialisten kritisierten, der Papst habe eine "fundamentalistische Rede" gehalten, "die alle Entwicklungen beendet, die in der Kirche im Gange sind". Der italienische Vatikan-Experte Ignazio Ingrao sagte, die Papstworte müssten den Bischöfen "wie eine kalte Dusche" vorgekommen sein. Sie würden wahrscheinlich über Frankreich hinaus Wirkung zeigen.
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Das Verhältnis der Bischöfe zum Papst bestehe nicht in einer "knechtartigen Unterwerfung", sagte wiederum der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz, Kardinal André Vingt-Trois. "Wir haben ihn empfangen und angehört wie einen Bruder, der den Glauben derer gefestigt hat, die mit ihm arbeiten." Der Besuch habe gezeigt, dass der Papst junge Menschen begeistern könne und die katholische Kirche "eine Kirche voller Kraft" sei.
Laizismus
Zum Auftakt der Visite am Freitag war die Frage des
Systems der Trennung von Kirche und Staat in Frankreich im Mittelpunkt
gestanden. Der Papst würdigte, dass Staatspräsident Nicolas Sarkozy sich für
eine Neubewertung der sogenannten Laizität einsetzt und stellte die
"unersetzliche Funktion der Religion für die Gewissensbildung" heraus. Am
Sonntag erklärte er, der Vatikan wolle aber die Besonderheit der
"französischen Situation" respektieren. Die Sozialisten kritisierten,
Sarkozy habe die Laizität "infrage gestellt" und sei "vollkommen aus seiner
Rolle" als Staatschef gefallen.
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