"Arrange me a marriage" im TV bringt Briten die Vorteile arrangierter Ehen nahe. Das Motto lautet: "Mama, such mir einen Mann!"
Ein zufälliger Flirt, Schmetterlinge im Bauch und dann der erste Kuss - so hat schon mancher den Partner fürs Leben gefunden. Eine neue britische TV-Heiratsshow geht weniger romantisch vor. In der Sendung "Arrange me a marriage" werden Briten die Vorteile arrangierter Ehen nahe gebracht, die unter Asiaten weit verbreitet sind. Die Macher wollen junge Menschen ansprechen, die von komplizierten Beziehungskisten die Nase voll haben. Etwas mehr Pragmatismus, lautet das Credo.
Moderatorin schwört auf arrangierte Ehe
Die
schottisch-asiatische Moderatorin Aneela Rahman, deren eigene Ehe vor 15
Jahren weitgehend arrangiert wurde, empfängt in ihrer Sendung eine Reihe von
unglücklichen Singles um die 30 und hilft ihnen bei der Partnersuche auf die
Sprünge. Doch anstatt ihnen Flirt-Tipps für Clubs und Bars an die Hand zu
geben, ruft sie Familie und Freunde der Singles zur Hilfe. Ihren Kandidaten
empfiehlt sie, vor allem die Ausbildung, den Hintergrund und die familiären
Verhältnisse eines potenziellen Partners unter die Lupe zu nehmen.
Doch die temperamentvolle Rahman will in ihrer Show auf BBC2 nicht nur Singles unter die Haube bringen, sondern auch das Verständnis zwischen den Kulturen in Großbritannien verbessern. "Es geht um etwas, mit dem wir in der asiatischen Kultur aufwachsen, etwas, über das wir die ganze Zeit reden", sagt die 39-Jährige, deren Eltern aus Pakistan einwanderten. Sie hofft, dass die Briten ihre asiatischen Mitbürger etwas besser verstehen, wenn diese sich in die Partnersuche ihrer Kinder einschalten.
Heißes Eisen: Zwangsverheiratung
Tatsächlich sind
arrangierte Ehen in Großbritannien ein heißes Eisen. So löste der Minister
David Blunkett vor fünf Jahren einen Sturm der Entrüstung aus, als er
vorschlug, asiatische Familien sollten ihre Ehen doch besser innerhalb des
Landes arrangieren, anstatt in Übersee nach Ehepartnern zu suchen. Heikel
ist vor allem die Frage, wo genau die Grenze zwischen einer arrangierten Ehe
und einer Zwangsverheiratung liegt.
Lebenslange Entscheidung zu spontan?
Von erzwungenen Ehen grenzt
sich die Show bewusst ab. Doch Rahmans Meinung nach haben viele Briten bei
der spontanen Partnerwahl kein glückliches Händchen. Familienverhältnisse
und Lebensentwürfe passten oft nicht zusammen. "Du musst dir ziemlich
pragmatisch und offen überlegen, wonach du in jemandem suchst. Schließlich
ist es eine lebenslange Entscheidung", sagt sie.
Kritiker: "Heiratvermittlung mit Versuchskaninchen"
Dieser
wenig romantische Ansatz stößt manchem bitter auf. So wirft etwa
"Independent"-Redakteurin Christina Patterson Rahman vor, Heiratsvermittlung
mit menschlichen Versuchskaninchen zu betreiben. In ihren Augen trägt die
Show nicht zum Verständnis der Kulturen bei, sondern vertieft im Gegenteil
die Gräben. So rufe die Sendung letztlich die Kulturen dazu auf, unter sich
zu bleiben.
Arrangierte Ehe - eine britische Tradition?
Moderatorin Rahman
wirbt damit, jungen Menschen neue Wege aus dem Beziehungs-Wirrwarr
aufzeigen. Doch so neu seien diese gar nicht, sagt Denise Knowles von
"Relate", dem größten britischen Eheberater-Netzwerk. Auch in Großbritannien
habe die arrangierte Ehe eine lange Tradition. So wurden schon die
Hochzeiten der Tudor-Könige im 16. Jahrhundert von den Familien
ausgeklüngelt. In der Aristokratie war es sogar bis vor kurzem üblich, dass
Familien Ehen arrangierten.
In gewisser Weise funktionierten Partnerbörsen im Internet und Heiratsvermittlungen auch heute noch nach dem Prinzip, sagt Knowles. "Sogar ein Blind Date ist so etwas wie ein Arrangement." Ihrer Ansicht nach sind viele Menschen einfach überfordert, einen Partner fürs Leben auszuwählen.