Mafia-Morde

Erstmals Video der vermeintlichen Täter

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Die Opfer leisteten keinerlei Gegenwehr. In Italien ist unterdessen ein Streit um die Beerdigung der Toten ausgebrochen.

Erstmals veröffentlichte die Polizei am Dienstag Videobilder einer Überwachungskamera von den mutmaßlichen Tätern der Mafia-Morde von Duisburg im Internet (http://www1.polizei-nrw.de/duisburg/start/). Die Bilder zeigen schemenhaft wie zwei Männer über ein Tankstellengelände in Tatortnähe flüchten. Die angewinkelten Arme deuten auf das Tragen von Schusswaffen hin. Die Videos wurden vom deutschen Bundeskriminalamt aufbereitet. Die Qualität sei bis auf die etwa vier Sekunden lange Sequenz aber kaum brauchbar, erklärte die Polizei.

Opfer leisteten keine Gegenwehr
Die sechs Opfer haben bei dem Anschlag keinerlei Gegenwehr geleistet. Die Mordkommission berichtete am Dienstag nach Auswertung der Spuren, dass mindestens zwei Täter von außen in die beiden Fahrzeuge mit den Opfern geschossen hätten. Aus den Fahrzeugen heraus sei nicht geschossen worden. Die Männer hatten keine Schmauchspuren an den Händen. Es wurden bei ihnen auch keine Waffen gefunden.

Hinweise bis nach Paraguay
Die Killer hatten die Männer in der Nacht auf Donnerstag nach einer Geburtstagsfeier vor einer Duisburger Pizzeria getötet. "Die Getöteten weisen eine Vielzahl von Einschüssen im Kopf und im Oberkörperbereich auf", gaben die Ermittler bekannt. Sie gehen von einer Blutfehde im Mafiamilieu der kalabrischen 'Ndrangheta aus.

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Die Fahnder gehen inzwischen 250 Hinweisen nach. Sie sollen bis nach Paraguay reichen. "Wir ermitteln in alle Richtungen", sagte ein Polizeisprecher. Rund 100 Polizisten seien mit den Ermittlungen beschäftigt. Als Zeugen sucht die Polizei weiter nach zwei Radfahrern, die etwa zur Tatzeit in der Nähe der Pizzeria gewesen sein sollen.

Wie die römische Zeitung "La Repubblica" (Sonntagausgabe) berichtete, fordert die Familie von zwei Opfern eine feierliche, öffentliche Beerdigung in deren kalabrischen Heimatort San Luca. "Jeder, der seinen Schmerz zeigen will, muss die Möglichkeit haben, daran teilzunehmen", sagten die Eltern der beiden Toten.

Sicherheitsbedenken
Dagegen schließe die Polizei nicht aus, dass lediglich eine "private Zeremonie" zugelassen werde, etwa im Morgengrauen und ohne eine Messe in der Kirche, heißt es offenbar mit Blick auf Sicherheitsbedenken. Berichte über eine heiße Spur nach den Morden gab es noch nicht.

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Weiter heißt unter Berufung auf die italienische Polizei, die beiden verfeindeten Mafiaclans von San Luca würden jeweils über etwa 100 aktive Mitglieder und Sympathisanten verfügen, darunter jeweils rund ein Dutzend möglicher Killer. Bei der Fehde der Familien Nirta-Strangio und Pelle-Vottari gehe es nicht nur um die Kontrolle im Kokainhandel, sondern auch um den Zugang zu lukrativen öffentlichen Bauaufträgen in Kalabrien. Die Fehde dauere zwar schon seit 1991, zwischendurch habe es aber einen rund zehnjährigen "Waffenstillstand" gegeben.

Am vergangenen Mittwoch waren in Duisburg sechs Italiener in ihren Autos erschossen worden. Die Polizei fahndet nach zwei mutmaßlichen Tätern aus dem Mafiamilieu. Fünf der sechs Opfer stammten aus San Luca.

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