Französische Spezialeinheiten sind für eine gewaltsame Befreiung einer von Piraten gekaperten Segelyacht am Horn von Afrika in Stellung gegangen.
Ein Sonderkommando der Gendarmerie (GIGN) flog in der Nacht aus Paris nach Dschibuti, wie aus Kreisen des Verteidigungsministeriums mitgeteilt wurde.
Angriff von Kriegsschiffen
In Somalia sprach sich der Gouverneur
der Region Puntland, vor deren Küste die Luxusyacht bis zum Montag gelegen
hatte, für "einen Angriff französischer und amerikanischer Kriegsschiffe"
aus. Angesichts des drohenden Eingriffs des Sonderkommandos lichteten die
Piraten nach Angaben der somalischen Behörden am Montag den Anker und
steuerten gen Süden.
"Lebenswichtig, die Piraten zu töten"
"Französische
und amerikanische Kriegsschiffe müssen die Piraten angreifen, sie haben
unseren Segen", sagte der Gouverneur der somalischen Region Puntland, Musa
Ghelle Yusuf. In einem Telefongespräch mit AFP in Nairobi sagte Yusuf, bei
einer solchen Attacke könnten zwar Menschen getötet werden, "aber es ist
lebenswichtig, die Piraten zu töten und mit ihnen Schluss zu machen, damit
in somalischen Gewässern Frieden herrscht". Die 88 Meter lange Luxusyacht
"Le Ponant" war am Freitag im Indischen Ozean, am Eingang des Golfs von
Aden, von rund einem Dutzend Piraten gekapert worden. An Bord waren 32
Besatzungsmitglieder.
Schiff seit dem Wochenende entführt
Das gekaperte Schiff
wurde seit dem Wochenende von einer französischen Fregatte, der "Le
Commandant Bouan" verfolgt. Nach Angaben eines Generalstabssprechers in
Paris hielt die Fregatte sich stets auf Sichtweite des entführten
Luxusschiffs. Ein Sprecher der Region Puntland sagte AFP, die Piraten hätten
die Anker gelichtet und seien in Richtung Süden aufgebrochen. Bei ihrem
Versuch, in einem Dorf bei Garaad an Land zu gehen, sei es zu Kämpfen mit
örtlichen Anwohnern gekommen, bei denen zwei Menschen getötet worden seien,
sagte Behördensprecher Bile Mohamoud Ali.
Angriffe häufig
Angriffe somalischer Piraten im Golf von
Aden sind häufig. In Somalia herrscht seit 1991 Bürgerkrieg, vor der 3.700
Kilometer langen Küste des Landes besteht Gesetzlosigkeit. Meist bringen die
Täter ihre Beute in den zahlreichen kleinen Häfen der Südküste in
Sicherheit. Eine internationale Behörde zum Kampf gegen die Piraterie
verlangte am Montag mehr Patrouillen durch die multinationale
Anti-Terror-Truppe, die in Dschibuti stationiert ist. "Der UN-Sicherheitsrat
muss irgendwie aktiv werden, um diesen Piraten das Handwerk zu legen, die
unschuldige Seefahrer angreifen", sagte Noel Choong vom Piracy Reporting
Centre in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur.
Lösegeld-Forderungen
Choong erläuterte, dass den
Schiffsbesatzungen vor Somalia generell geraten werde, 200 Seemeilen von der
Küste entfernt zu bleiben. Im schmalen Golf von Aden sei dies jedoch nicht
möglich. Im März hatten somalische Piraten einen russischen Schlepper sechs
Wochen lang in ihrer Gewalt gehabt und schließlich gegen 450.000 Euro
Lösegeld freigegeben. In der vergangenen Woche war ein japanischer
Chemietanker von Männern mit Maschinenpistolen und Granatwerfern angegriffen
worden, ein Schiff der multinationalen Antiterror-Truppe Task Force 150 kam
den Angegriffenen jedoch zu Hilfe und verjagte die Piraten.
Lange Odyssee möglich
Die Odyssee der "Le Ponant" könnte
nach Einschätzung von Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner lange
dauern. Er hatte am Sonntag erklärt, Frankreich habe Kontakt zu den
Entführern hergestellt, die Angelegenheit "kann aber lange dauern". Die nach
Dschibuti entsandte Gendarmerieeinheit GIGN ist auf Terrorismusbekämpfung
und Geiselbefreiungen spezialisiert. Bekannt wurde sie 1994, als sie ein
Flugzeug befreite, das von algerischen Islamisten nach Marseille entführt
worden war. Die Täter hatten gedroht, die Maschine in den Eiffelturm zu
fliegen.