Eklat in Mekka

Frauen müssen in die zweite Reihe

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Bisher konnten Frauen an einem eigenen Platz vor der Kabaa beten. Das soll sich ändern. Sie sollen künftig in zweiter Reihe beten. Angeblich um sie vor den Blicken der Männer zu schützen.

Die Regeln für die große und die kleine Wallfahrt, Haj und Umra genannt, sind für Frauen und Männer genau gleich. Musliminnen kritisieren deshalb einen neuen Plan der Religionsgelehrten und Verwaltungsbeamten von Mekka, die ihre Schwestern im Glauben künftig in die zweite Reihe verbannen wollen.

Männerkomitee entscheidet Frauensachen
Das rein männliche Komitee, das diesen Vorschlag im August erstmals veröffentlicht hatte, erklärt, die Frauen wären an dem neuen Platz besser vor dem Gedränge und den Blicken der Männer geschützt. Viele Frauen sagen jedoch, dass die Männer sie bloß wie unerwünschte Zaungäste abschieben wollten.

Kabaa gehört allen Muslimen
"Die Kaaba gehört allen Muslimen: Männern und Frauen", empört sich die ägyptische Verfassungsrichterin Tahani al-Gebali, die auch islamisches Recht studiert hat. Die Entscheidung der Saudis verstößt ihrer Ansicht nach gegen die Praxis zur Zeit des Propheten Mohammed, die nach islamischem Verständnis bis heute ein Beispiel und Vorbild für alle Muslime sein soll.

Sie glaubt, es gehe den Männern, die diesen Plan entwickelt haben, " nicht um den Schutz der Frauen, sondern darum, sie so weit wie möglich aus dem öffentlichen Leben zu verbannen".

Großer Widerstand gegen neue Regelung
Auch in Saudi-Arabien stößt der Plan der Bärtigen aus Mekka auf Widerstand. " Dieser Vorschlag wurde gemacht, ohne dass man die Frauen überhaupt nach ihrer Meinung gefragt hat", kritisiert die saudiarabische Historikerin und Frauenrechtlerin Hatun al-Fassi.

Sollte der Plan umgesetzt werden, würde dies ihrer Einschätzung nach bedeuten, "dass man den muslimischen Frauen das Recht verweigert, am heiligsten Platz der Welt zu beten, in der Nähe der heiligen Kaaba, wo die Gläubigen Gott besonders nahe sind."

Eine Million Pilger in Mekka jährlich
Die Wallfahrt nach Mekka, für die jedes Jahr mehr als eine Million Menschen nach Saudi-Arabien reisen, gehört neben dem Gebet, dem Fasten im Ramadan, den Almosen und dem Glaubensbekenntnis zu den fünf so genannten Pfeilern des Islam. Da die Muslime in fast allen Ländern der Welt ihre Religion weniger strikt auslegen, als die puritanischen Wahabiten, deren Auslegung des Islam in Saudi-Arabien Staatsreligion ist, kommt es immer wieder zu Konflikten beim Hadsch.

Frauen beklagen unfreundliche Behandlung
Vor allem Frauen beklagen oft das aus ihrer Sicht unfreundliche Benehmen der Religionspolizisten und Aufpasserinnen. Dies herrschen Musliminnen aus aller Welt an den heiligen Stätten in Mekka an, wenn diese nicht nach den Vorstellungen der Saudis gekleidet sind oder sich nicht freiwillig in die für Frauen abgetrennten Bereiche begeben.

Suhaila Sein al-Abidin, die zu den Mitgliedern der staatlichen saudiarabischen Menschenrechtsvereinigung gehört, kann diese Kritik nachvollziehen. "Viele Frauen sind verärgert, über die Art und Weise, in der man sie an den heiligen Stätten behandelt", sagt sie. Der neue Plan der Männer aus Mekka ist für sie ein weiterer Beweis für die Diskriminierung der Frauen bei der Pilgerfahrt. Die von ihnen vorgebrachten Argumente lässt sie nicht gelten: "Bei der Umkreisung der Kaaba, die jeder Pilger absolvieren muss, ist das Gedränge eh viel schlimmer als beim Gebet."

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