Das Strafgericht in Texas schloss pünktlich - zu spät für Michael Richard. Der Antrag auf Aufschub langte nicht rechtzeitig ein, er wurde hingerichtet.
Weil ein Gericht in Texas pünktlich Feierabend machen wollte, ist ein Mann mit einer Giftspritze hingerichtet worden. Die texanische Presse berichtete am Mittwoch ausführlich über das von ihr als skandalös gewertete Vorgehen der Justiz.
Wettlauf mit der Uhr
Am 25. September hatte der Oberste
Gerichtshof der USA am Vormittag angekündigt, er habe einen Einspruch gegen
die Verfassungsmäßigkeit der Giftspritze angenommen und werde Anfang 2008
darüber beraten. Die Anwälte von Michael Richard, der wegen Vergewaltigung
und Mordes vor 20 Jahren verurteilt worden war und an jenem Mittwochabend
mit einer Spritze hingerichtet werden sollte, begannen daraufhin einen
Wettlauf mit der Uhr.
Um zumindest einen Aufschub für Richard zu erwirken, mussten sie zunächst ein Gesuch beim Obersten Strafgerichtshof von Texas einreichen. Als sie nach einer Computerpanne um 16.50 Uhr bei dem Gericht anriefen, damit dieses 20 Minuten länger als üblich geöffnet bliebe, antwortete ihnen der Gerichtsschreiber: "Wir schließen um 17.00 Uhr." Als sie sich an den Obersten Gerichtshof wandten, der an Abenden mit geplanten Hinrichtungen stets eine Bereitschaft hat, wurden sie nach einigen Stunden ebenfalls zurückgewiesen, weil es keine Stellungnahme eines Richters an Ort und Stelle gab.
Hinrichtung am Abend
Richards wurde daraufhin noch am selben
Abend mit einer Giftspritze hingerichtet. "Den Tod eines Mannes
voranzutreiben, auch eines schlechten Mannes, weil Büroangestellte es nicht
über sich bringen, eine bürokratische Prozedur zu verbiegen, ist ein
niedriger Akt, der einem den Atem raubt, der von einer Freude am Tode zeugt,
die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt", kommentierte die "Dallas
Morning News".