Wütender Protest

Hunderte Roma flüchten in Italien vor der Gewalt

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Die Roma-Siedlungen werden mit Molotow-Cocktails attackiert. Viele Menschen fllüchten. Man vermutet die Camorra hinter der Gewalt.

Wütende Einwohner eines Vorortes von Neapel haben am Mittwochabend erneut Roma-Siedlungen angegriffen. Baracken wurden in Brand gesetzt, Jugendliche auf Mopeds warfen Molotow-Cocktails gegen die Barackenlager im neapolitanischen Vorort Ponticelli. Hunderte von Roma, die in den Siedlungen wohnten, ergriffen mit ihren Fahrzeugen die Flucht.

16-Jährige wollte angeblich Baby entführen
Seit Dienstag sind gewalttätige Proteste gegen Roma-Siedlungen im Gange. Die Gewalt brach aus, nachdem eine 16-jährige Romni angeblich am vergangenen Wochenende versucht hatte, ein sechs Monate altes Baby aus einer Wohnung der Gegend zu entführen. Das Mädchen wurde festgenommen. Die rund 2.000 Roma rumänischer Staatsangehörigkeit, die im Großraum von Neapel leben, werden für zahlreiche Diebstähle in der Gegend verantwortlich gemacht. "Niemand ist mehr sicher. Ich kann meine Kinder nicht mehr allein auf die Straße schicken, aus Angst, dass sie entführt werden könnten", sagte eine aufgebrachte Mutter.

Polizei vermutet Camorra hinter der Gewalt
Die Polizei vermutet die Camorra, den neapolitanischen Arm der Mafia, hinter der Gewalt. "Die Camorra hetzt die Bevölkerung auf, damit sich die Polizei mit den Krawallen auseinandersetzen muss und das organisierte Verbrechen in Ruhe lässt", sagte ein lokaler Journalist.

Der Stadtrat in Neapel verurteilte die gewalttätige Aktion gegen die Siedlung und sprach von einem "kriminellen Angriff". Die Sprecherin der UNO-Flüchtlingsorganisation UNHCR, Laura Boldrini, verurteilte die "an den Balkan erinnernden Szenen aus Neapel". Sie rief die Institutionen auf, die Angriffe gegen die Roma zu verurteilen. Anti-Rassismus-Organisationen planen am heutigen Donnerstag in Neapel eine Solidaritätskundgebung mit den Roma.

"Italienisches Problem"
Das Problem der Roma-Siedlungen betrifft auch andere Großstädte Italiens. In Rom wurde am Donnerstagvormittag eine Roma-Siedlung durchsucht, in der 630 Menschen leben. 50 Personen ohne Dokumente wurden festgenommen. In Italien wohnen 140.000 Roma, die Hälfte davon hat die italienische Staatsangehörigkeit. 30 Prozent der Roma stammen aus Rumänien. Die meisten von ihnen leben im Großraum von Rom.

Der italienische Innenminister Roberto Maroni, der kommende Woche die Verabschiedung eines Sicherheitspakets zur Bekämpfung der illegalen Immigration plant, wird am heutigen Donnerstag in Rom seinen rumänischen Amtskollegen Cristian David treffen. Die rumänische Regierung verlangt Garantien, dass das neue Kabinett von Silvio Berlusconi keine Maßnahmen ergreift, die den rumänischen Immigranten in Italien schaden können.

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