Australien

Jahrhundertdürre treibt Farmer in den Selbstmord

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Alle vier Tage begeht in Australien ein Bauer Selbstmord. Die schlimmste Dürre seit 100 Jahren treibe immer mehr Landwirte in tiefe Verzweiflung, teilte eine nationale Behörde für psychische Gesundheit am Donnerstag mit.

"Ich befürchte, dass die Zahlen noch steigen werden, wenn die Farmer weiter unter Dauerstress stehen und ihr Kapital immer mehr schwinden sehen" , sagte der Vorsitzende von "beyondblue", Jeff Kennett.

Die extreme Dürre geht bereits ins sechste Jahr. Die Landwirte stehen unter enormem Druck, Erträge zu produzieren und das Land zu halten, das ihre Familien mitunter bereits seit Generationen bewirtschaften. Vor diesem Hintergrund sind die Selbstmordraten nach Angaben eines Bauernverbandes bei in der Landwirtschaft Beschäftigten bereits auf das Doppelte des nationalen Durchschnitts gestiegen.

Bis 2007 kein Regen mehr
Im ganzen Land gibt es Ernteausfälle, 92 Prozent des für die Wirtschaft wichtigen Bundesstaats New South Wales sind ausgetrocknet. Vor der Tür steht ein weiterer Sommer mit Rekordtemperaturen, extremer Trockenheit und geringen Aussichten auf Regen bis Anfang 2007. Da sich die Bauern die dafür nötigen Mittel wie Dünger und Wasser nicht leisten können, haben sie schon jetzt damit begonnen, ihre Bestände zu ernten. Premierminister John Howard kündigte bereits ein Hilfspaket in Höhe von 350 Millionen australische Dollar (rund 210 Millionen Euro) an.

Depressionen
Noch dringender als finanzielle scheint aber psychologische Unterstützung benötigt zu werden. Die Bauern bräuchten in den kommenden Monaten professionelle Hilfe beim Umgang mit Angst, Stress und Depressionen, sagte Kennett. Australiens Farmer gelten als zäh, flexibel und erfinderisch. Genau diese Eigenschaften könnten sie jedoch davon abhalten, Hilfe zu suchen, da sie befürchten könnten, dies als Schwäche oder Schande ausgelegt zu bekommen. Wenn sie es doch tun, wird jedoch ihre tiefe Verzweiflung deutlich. "Sie brechen sogar in Tränen aus", sagte eine ländliche Beraterin, die täglich etwa zwölf Anrufe von depressiven Landwirten bekommt.

Eine Studie von "beyondblue" (was übersetzt in etwa " nach der Traurigkeit" heißt) kam zu dem Ergebnis, dass verschiedene Faktoren zum Stress der Bauern beitrügen, wie etwa Isolation, finanzielle Schwierigkeiten, Ernteverluste, Entscheidungsdruck und die ständigen körperlichen und seelischen Anforderungen der Landwirtschaft. Demnach würden sich in Zeiten der Dürre Probleme wie Depression, Isolation, Alkoholmissbrauch, das Auseinanderbrechen von Familien und die Selbstmordrate in ländlichen Gegenden noch verschlimmern.

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