Das Kopftuch sorgt auch in muslimisch geprägten Ländern immer wieder für Diskussionen. Auch in Ägypten ist die Meinung der Bevölkerung gespalten.
Das islamische Kopftuch spaltet die ägyptische Gesellschaft. In mehreren Bars und Restaurant-Terrassen und sogar in einigen Musik-Clubs in Kairo sind verschleierte Frauen unerwünscht, obwohl inzwischen mehr als 80 Prozent aller Ägypterinnen ihr Haar bedecken. "Zu der obersten Terrasse haben die Kopftuch-Frauen keinen Zutritt", erklärt der Manager eines Restaurant-Schiffes im Stadtteil Zamalek.
Kopftuch in In-Clubs oft unerwünscht
"Früher trug ich ein
Kopftuch und wurde bei Konzerten oft an der Tür eines Clubs in der
Innenstadt abgewiesen, obwohl ich als Musikredakteurin über die Konzerte
berichten sollte", erklärt eine junge Journalistin. "Wir verbieten Frauen
mit Kopftuch nicht den Zugang zu unserem Club, aber wir sind froh, wenn sie
nicht kommen, weil sich andere Gäste von ihnen gestört fühlen", erklärt der
Betreiber eines In-Lokals in der Innenstadt.
"Bekehrungsversuche" nicht selten
Doch auch
unverschleierte Frauen fühlen sich gelegentlich diskriminiert. "Meine
Schwester studiert Jus an der Kairo-Universität und wird ständig von
verschleierten Kommilitoninnen angesprochen, die sie überreden wollen, das
Kopftuch anzulegen und zum Islam zu konvertieren", klagt eine Koptin, die
als Kosmetikerin in einem der teuersten Schönheitssalons der Stadt arbeitet.
Den Zorn vieler ägyptischer Christen hat sich kürzlich die Schauspielerin Hanan Turk (32) zugezogen, nachdem eine Zeitschrift berichtet hatte, in einem Friseursalon mit Café, an dem sie beteiligt ist, würden unverschleierte Frauen nicht bedient. Hanan Turk trägt seit 2006 das islamische Kopftuch und ist mit ihrem neo-arabischen Look zum Vorbild vieler modebewusster konservativer Musliminnen geworden.
Besonderes Cafe nur für Frauen und nur mit Kopftuch
"Haus
der verschleierten Schönheit" steht in schwarzen Lettern an der gelben
Fassade des "Sabaya-Cafés" in der Kairoer Vorstadt Heliopolis. Wer das Café
und den Friseursalon besuchen will, muss klingeln. Denn Männer haben hier
keinen Zutritt. Männliche Lieferanten, die Ware oder Sandwiches für die
Friseurinnen bringen, werden von einer verschleierten Frau in ein kleines
Zimmer neben dem Eingang geführt.
Unverschleierte Frauen werden im "Sabaya-Café" sehr wohl empfangen und bedient. Mit einer Ausnahme: Sie können sich hier nicht die Haare stylen lassen. "Es tut uns leid, aber das ist die Politik unseres Hauses, Madame Hanan möchte es so", sagt eine der Angestellten in freundlichem Ton. "Styling bieten wir nur für verschleierte Kundinnen an, aber ich kann ihnen gerne die Haare schneiden oder ihnen eine Maniküre machen", sagt sie zu einer unverschleierten Kundin. Es scheint ihr peinlich zu sein, dass sie den Wunsch der Kundin abschlagen muss.
Gestylt wird nur, wer Kopftuch trägt
Denn obwohl es niemand
ausspricht, ist klar, was hinter dem Verbot von "Madame Hanan" steckt: Sie
will nicht unterstützen, dass Frauen ihre schön frisierten Haare in der
Öffentlichkeit zeigen, um damit möglicherweise Männer "anzulocken". Eine
Frisur dürfen sich hier nur fromme Musliminnen machen lassen, die ihr Haar
nach dem Besuch im Salon mit einem Tuch bedecken. Für sie hält man hier auch
eine ganze Kollektion von Gebetsteppichen bereit, falls der Ruf des Muezzins
während ihres Aufenthaltes im "Haus der verschleierten Schönheit" erklingen
sollte.