Agassizhorn

Künstlerin will Schweizer Berggipfel umbenennen

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Der Name des Gipfels geht auf einen Rassentheoretiker zurück, die angrenzenden Gemeinden zeigen sich wenig begeistert.

Die schweizerisch-haitianische Künstlerin Sasha Huber will das Schweizer Agassizhorn umbenennen. Per Helikopter will sie auf dem Gipfel eine Tafel mit dem Namen "Rentyhorn" anbringen. Damit will sie an den umstrittenen Namensgeber des Berges erinnern. Louis Agassiz (1807-1873) war ein Schweizer Naturforscher und Glaziologe. Gleichzeitig war er ein Rassentheoretiker und gilt in gewissen Kreisen als Vater des wissenschaftlichen Rassismus. Im 19.  Jahrhundert wurde der Gipfel in den Berner Alpen nach ihm benannt.

Ende Mai 2007, zum 200. Geburtstag von Agassiz, lancierte der St.  Galler Historiker Hans Fässler die Kampagne "Demonter Louis Agassiz". Sie hat zum Ziel, das Agassizhorn in "Rentyhorn" umzutaufen - nach dem Sklaven Renty, den Agassiz als Beweis der Minderwertigkeit der schwarzen Rasse fotografieren ließ.

Gemeinden und Bundesrat sind dagegen
Die Gemeinden Grindelwald, Guttannen sowie Fieschertal, auf deren Gebiet sich das 3.953 Meter hohe Agassizhorn befindet und die deshalb für dessen Namensgebung zuständig sind, waren damit nicht einverstanden.Ebensowenig der Bundesrat, der eine entsprechende Interpellation des sozialdemokratischen Nationalrats Carlo Sommaruga im September ablehnend beantwortete. Auch Sommaruga forderte die Umbenennung in "Rentyhorn". Und auch die für Ende August geplante Aktion von Sasha Huber, Mitglied des rund 16-köpfigen Komitees "Demonter Louis Agassiz", stößt auf wenig Gegenliebe bei den Gemeinden. "Nie und nimmer würden wir einer solchen Aktion zustimmen", sagte Emanuel Schläppi, Gemeindepräsident von Grindelwald.

Louis Agassiz habe zwar nicht alles gut gemacht in seinem Leben, betonte er. Das Agassizhorn sei aber aufgrund seiner wissenschaftlichen Tätigkeit nach ihm benannt worden. Die persönliche Einstellung tue dabei nichts zur Sache. Gleich tönt es aus den Gemeinden Guttannen und Fieschertal. "Von einer solchen Aktion halten wir gar nicht viel".

Künstlerin will auf die Ursprünge des Rassismus aufmerksam machen
Sasha Huber informierte die drei betroffenen Gemeinden nicht über ihr Vorhaben. Weil diese sich klar gegen eine Umbenennung ausgesprochen und außerdem "keine Sensibilität für Fragen des Rassismus" gezeigt hätten, wie sie erklärt. Außerdem gehe es um "eine künstlerische Aktion, und das ist eine Sache zwischen mir und dem Gipfel". Von der Aktion verspreche sie sich, dass "sie auf einen der Ursprünge des Rassismus aufmerksam macht". Sie wolle die "dunkle Seite des Louis Agassiz erneut beleuchten" und Renty und seiner Familie die Ehre erweisen. Die Aktion soll zudem Teil der Ausstellung von Huber in ihrem Wohn- und Arbeitsort Helsinki sein.

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