Eine internationale Expertengruppe hat in Kolumbien die Leichen von neun von insgesamt elf im Juni in der Geiselhaft linker FARC-Rebellen getöteten Abgeordneten identifiziert.
Die Politiker seien durch Schüsse in den Kopf und in die Brust umgebracht worden, berichteten Angehörige am Dienstag unter Berufung auf Gerichtsmediziner aus Kanada, Spanien, Frankreich und der Schweiz. Die Angehörigen warteten seit Tagen in der im Südwesten des Landes gelegenen Stadt Cali darauf, die sterblichen Überreste der Opfer beisetzen zu können.
Massengrab
Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten
Kreuz (IKRK) hatten die Leichen nach einem Hinweis der Rebellengruppe
"Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) an einem ungenannten Ort in
der Provinz Narino in einem Massengrab gefunden. Für Empörung sorgte, dass
zumindest eines der Opfer durch Schüsse in den Rücken getötet worden waren.
Im Kreuzfeuer gestorben
Die FARC hatten am 28. Juni mitgeteilt,
dass die von ihnen schon 2002 entführten Mitglieder des Regionalparlaments
in Cali bei einem Befreiungsversuch durch eine unbekannte bewaffnete Gruppe
im Kreuzfeuer gestorben seien. Nur eine der Geiseln habe überlebt, weil sie
sich während der Schießerei nicht in dem Lager befunden habe. Diese
Darstellung war von der kolumbianischen Öffentlichkeit mit Skepsis
aufgenommen worden. Millionen Menschen demonstrierten kurz darauf für eine
bedingungslose Freilassung aller Geiseln.
Zwölf Abgeordnete
Die zwölf Abgeordneten gehörten zu einer
Gruppe von mehr als 50 Politikern und Militärs, darunter die frühere
Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, die die FARC gegen inhaftierte
Rebellen austauschen wollen. Allerdings scheiterten bisher alle Bemühungen,
unter anderem Frankreichs, um einen Austausch, weil der konservative
Präsident Alvaro Uribe nicht auf die Forderung der Rebellen eingegangen war,
mehrere Gemeinden im Südwesten des Landes zu demilitarisieren. Inzwischen
bemüht sich der venezolanische Präsident Hugo Chavez um eine Vermittlung in
der Geiselkrise.