In Madagaskar haben Regierungssoldaten nach einer Kundgebung auf Demonstranten gefeuert. Es gibt 40 Tote und 300 Verletzte.
In Madagaskar haben Regierungssoldaten am Samstag nach einer Kundgebung in der Hauptstadt Antananarivo das Feuer auf Demonstranten eröffnet und laut Medienberichten mindestens 40 Menschen getötet. Unter den Todesopfern sind nach Berichten auch zwei Journalisten, ein madegassischer Fernsehjournalist und ein ausländischer Reporter. Mindestens 300 Menschen wurden schwer verletzt. Noch am späten Nachmittag feuerten die Soldaten weiter auf Demonstranten. Offizielle Angaben zu den Opferzahlen gab es zunächst nicht.
Blutbad bei Demonstration
Die Menge hatte an einer Kundgebung des
Bürgermeisters der Hauptstadt, Andry Rajoelina, teilgenommen, der sich vor
einer Woche zum Präsidenten ausgerufen hat. Vor 25.000 Anhängern seiner
Demokratiebewegung hatte er eine Gegenregierung zu der von Amtsinhaber Marc
Ravalomanana präsentiert, dem er Machtmissbrauch vorwirft. Danach waren etwa
10.000 Menschen protestierend zum Präsidentenpalast gezogen, wo sich ihnen
Soldaten einer Spezialeinheit in den Weg stellten.
Kinder unter den Opfern
Nach ersten friedlichen Verhandlungen
seien einige Demonstranten plötzlich vorwärtsgestürmt. Bereits nach der
ersten Salve aus automatischen Waffen lagen nach Augenzeugenberichten
mindestens 20 Menschen leblos am Boden. Nach einer zweiten Salve brach Panik
aus. Unter den Opfern sollen auch Kinder gewesen sein. Die Soldaten feuerten
auch am späten Nachmittag weiter auf Demonstranten, die offenbar versuchten,
den Palast zu stürmen. Ohrenzeugen berichteten von minutenlangem Dauerfeuer.
Die Behörden riefen Ärzte und Medizinstudenten im Rundfunk dazu auf, sich in
den Krankenhäusern zu melden und bei der Versorgung der zahlreichen
Verletzten zu helfen.
Die neue Eskalation der seit zwei Wochen andauernden Gewalt findet vor dem Hintergrund von Vermittlungsbemühungen der Vereinten Nationen statt. Noch am Samstag wurde der UN-Sondergesandte Maile Menkerios auf der Insel erwartet. Unklar war allerdings, wann er eintreffen wird, da wegen eines nahenden tropischen Wirbelsturms mehrere internationale Flüge abgesagt wurden. Auf Madagaskar ist vor zwei Wochen ein blutiger Machtkampf zwischen Ravalomanana und Rajoelina ausgebrochen, bei dem zum Auftakt eines Generalstreiks mehr als 100 Menschen durch Gewaltakte ums Leben gekommen sind.