Die Eltern der verschwundenen Madeleine sollen erneut von der Polizei verhört werden.
Drei portugiesische Ermittler seien bereits nach England geflogen, berichteten britische Medien am Mittwoch. Die britischen Behörden sollten Kate und Gerry McCann im Auftrag der portugiesischen Polizei noch einmal 40 Fragen stellen, die diese in Portugal nicht beantwortet hätten.
Der zuständige portugiesische Richter habe es abgelehnt, Kate und Gerry McCann (beide 39) für weitere Vernehmungen zurück nach Portugal zu beordern, berichtete die britische Presseagentur PA am Dienstag. Außerdem: Der zuständige Untersuchungsrichter Pedro Frias darf sein Schweigen zu den Ermittlungen nicht brechen.
DNA-Spuren im Auto von anderen Kindern
Die Eltern gelten als
Verdächtige, eine Anklage wird nach britischen Medienberichten aber immer
unwahrscheinlicher. Die DNA-Spuren, die in dem Leihwagen der McCanns
gefunden wurden, könnten von anderen Familienmitgliedern stammen, zitierten
britische Zeitungen einen Angehörigen. Unter anderem seien die Spuren auf
Madeleines kleine Geschwister, die Zwillinge Sean und Amelie,
zurückzuführen, deren Windeln in dem Auto lagen, berichtete die Zeitung "The
Sun".
McCanns glauben weiter, dass Maddie noch lebt
Unterdessen
beteuerten die Eltern von Madeleine, sie glaubten "weiter fest daran,
dass ihre Tochter am Leben ist". Die portugiesische Polizei müsse sich
erneut darauf konzentrieren, das Kind zu suchen, forderten Kate und Gerry
McCann am Dienstag über ihren neuen Sprecher Clarence Mitchell.
Die Eltern Madeleines seien ebenfalls "unschuldige Opfer eines gemeinen Verbrechens", sagte Mitchell im Beisein des Ärzteehepaares vor deren Haus in der mittelenglischen Ortschaft Rothley. "Die McCanns sind gern bereit, mit der portugiesischen Polizei zu kooperieren", betonte er.
Mitchell war früher Korrespondent des Senders BBC und zuletzt Direktor des Medienbüros der britischen Regierung. Er habe für die Funktion als Sprecher von Madeleines Eltern sein Regierungsamt aufgegeben, um eventuelle Interessenkonflikte zu vermeiden, teilte der Journalist mit.
Eltern zu verdächtigen sei "irrsinnig"
Er selbst
sei von der Unschuld der McCanns völlig überzeugt, sagte Mitchell. Dass sie
in den vergangenen Wochen in Medienberichten für den angeblichen Tod der
Tochter verantwortlich gemacht wurden, sei "irrsinnig". Für alle
Verdachtsmomente gegen die McCanns, auf die Ermittler bei ihren Recherchen
gestoßen seien, gebe es "höchst unschuldige Erklärungen".
Allerdings dürften sie sich wegen der laufenden Ermittlungen nach
portugiesischem Recht als offiziell Verdächtige nicht öffentlich dazu
äußern.
Im Namen der Familie rief Mitchell die Presse auf, die Privatsphäre der McCanns zu respektieren. Insbesondere solle sie künftig darauf verzichten, Bilder der erst zweijährigen Zwillingsgeschwister von Madeleine zu veröffentlichen.
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Die portugiesische Justiz will sich trotz öffentlichen Drucks auch weiterhin nicht zum Fall Maddie äußern: Der Richterrat lehnte am Dienstag einen Antrag des zuständigen Untersuchungsrichters Pedro Frias ab, sein Schweigen über die Ermittlungen brechen zu dürfen. In einer Erklärung betonte das Gremium, zum derzeitigen Zeitpunkt sei es nicht Aufgabe des Richters, die Öffentlichkeit zu informieren.
Staatsanwaltschaft darf Informationen weitergeben
Angesichts
der anhaltenden Medienspekulationen über das Schicksal der seit Anfang Mai
verschwundenen Madeleine McCann hatte Frias das Gremium gebeten, ihn von
seiner Schweigepflicht zu entbinden. Seine Aufgabe sei es aber einzig und
allein, Entscheidungen über konkrete Ermittlungsvorhaben der Polizei wie
Durchsuchungen oder Gutachten zu treffen oder einzugreifen, wenn die Rechte
der Betroffenen berührt seien, entschied der Richterrat. Es obliege der
Staatsanwaltschaft, die die Ermittlungen führt, Informationen zu
veröffentlichen, wenn sie es wünsche und wenn es das Gesetz erlaube.
Polizei schweigt eisern
Der portugiesische Generalstaatsanwalt
Jose Matos Pinto Monteiro hatte sich vor einer Woche zuletzt zu Wort
gemeldet und angekündigt, seine Behörde werde innerhalb von zehn Tagen über
das weitere Schicksal von Maddies Eltern entscheiden, die am 8. September
offiziell zu Verdächtigen erklärt wurden. Auch die portugiesische Polizei
schweigt weiterhin offiziell und hält sich strikt an ihre Verpflichtung,
sich nicht zu den laufenden Ermittlungen und den Vorwürfen gegenüber den
McCanns zu äußern. Gründe für das Ausscheiden ihres Sprechers Sousas oder
einen Nachfolger benannte sie nicht.
Britische Medien berichteten unterdessen, dass ein portugiesischer Richter eine Anfrage der Ermittler, die McCanns für weitere Verhöre von Großbritannien nach Portugal zu zitieren, abgelehnt habe. Die Vorwürfe gegen sie seien dafür nicht stark genug.
Laut Freunden und der Familie der McCanns gehen die Ermittler davon aus, dass Maddies Eltern den Unfall-Tod ihrer Tochter verschuldet und dann deren Leiche beseitigt hätten. Die McCanns beteuern bis heute, sie hätten mit dem Verschwinden ihrer Tochter nichts zu tun. Sie sind nach eigenen Angaben davon überzeugt, dass die damals Dreijährige aus der Ferienwohnung an der Algarve entführt wurde, während sie mit Freunden beim Abendessen in einem nahe gelegenen Restaurant saßen.
Eltern sprechen über Maddie
Unterdessen gaben die Eltern ihr
erstes Interview seit ihrer Rückkehr aus Portugal am 9. September. Sie
sprächen "ständig" mit den Zwillingen über Madeleine,
sagten sie. "Es ist kein Tabuthema", betonte der Vater Gerry
McCann. Sie würden ihnen zu verstehen geben, dass Madeleine "gerade
nicht hier" sei. Sean und Amelie seien von Madeleines Spielsachen und
Fotos umgeben. "Wir versuchen nicht, sie von Madeleine abzuschirmen."