Gefährliche Mission

Österreicher stoßen zur neuen Gaza-Flotte

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Die österreichische Delegation ist am Samstagabend gestartet.

Die österreichische Delegation, die sich an der Protestaktion gegen die israelische Militärblockade des Gazastreifens beteiligt, ist am Samstagabend per Flugzeug in Richtung Athen gestartet. Die neue Gaza-Flotte versucht, etwas mehr als ein Jahr nach der israelischen Kommandoaktion gegen das türkische Hilfsschiff "Mavi Marmara", bei der neun Aktivisten getötet wurden, Hilfsgüter in das isolierte Gebiet transportieren. Die etwa zehn Aktivisten aus Österreich - die endgültige Anzahl steht noch nicht fest - werden beim internationalen Sammelpunkt in Athen auf die einzelnen Schiffe aufgeteilt.

Nicht alle Teilnehmer werden von der griechischen Hauptstadt aus aufbrechen. "In Athen ist einmal der erste Treffpunkt. Es herrscht ein ziemlicher 'Run' auf die Plätze", erläuterte der Journalist Leo Gabriel, einer der Aktivisten der österreichischen Kampagne "Gaza muss leben!", vor dem Abflug am Flughafen Wien-Schwechat gegenüber der APA. Insgesamt wollen sich etwa 1.500 Menschen aus 20 Ländern an der gefährlichen Mission beteiligen.

Trotz der Warnung des österreichischen Außenministeriums vor dem möglicherweise "lebensgefährlichen" Unterfangen, verspürt Gabriel keinerlei Todesangst, wie er vor dem Abflug nach Athen sagte. "Nach all meinen Aufenthalten in Kriegsgebieten in Lateinamerika und dem Nahen Osten habe ich irgendwie das Gefühl, dass ich einen Schutzengel habe", meinte Gabriel. Ein Teil der Warnung des Ministeriums sei "fast ein Witz". "Dass man von Menschen, die sich friedenspolitisch einsetzen, 50.000 Euro für eine Rückholung verlangen könnte, ist ein Armutszeugnis für den österreichischen Staat. Aber die Bestimmung gibt es und wir akzeptieren das."

Gabriel sieht das ganze Projekt als "eine Auseinandersetzung zwischen Staatengemeinschaft und Zivilgesellschaft und das auf relativ hoher internationaler Ebene". Dass sich unter den 1.500 Aktivisten auch Islamisten oder andere Radikale befinden könnten, schloss Gabriel kategorisch aus. Das sei "hundertprozentig" nicht der Fall.

Angesprochen auf die Militäraktion der israelischen Armee gegen die "Gaza-Flotte" im Jahr 2010, berichtete Gabriel von "übereinstimmenden Zeugenaussagen", wonach die meisten Toten nicht während der anfänglichen Konfrontation zwischen Soldaten und Aktivisten zu beklagen gewesen seien. Nach seinen Informationen gingen israelische Soldaten auf das Oberdeck, als sich alles schon beruhigt hatte und schossen von dort auf Menschen. Das hätten ihm der Kapitän und auch andere Aktivisten berichtet, sagte Gabriel, der sich als "Gegner der israelischen Politik" bezeichnet. Auch die jüdische Volksgemeinschaft habe "Durst nach Frieden", aber die Regierung mache eine "Kriegspolitik".

Für das Gebiet Israels und die palästinensischen Gebiete würde er einen "demokratischen säkularen Staat mit gleichberechtigten Völkern" als Ideallösung sehen. Er wünsche sich eine innerisraelische Verfassungsdiskussion. "Israel untergräbt durch die Siedlungspolitik eine Zwei-Staaten-Lösung", ergänzte der oberösterreichische Sozialwissenschaftler Gerald Oberansmayr, der ebenfalls an Bord der neuen Gaza-Flotte sein wird. Den Vorwurf des Antisemitismus ließen beide nicht auf sich sitzen und verwiesen auf ihre Zusammenarbeit mit israelischen Friedensbewegungen. Radikale gebe es schließlich ebenso auf beiden Seiten wie Friedensaktivisten.
 

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