Papst Benedikt XVI. verurteilt das Vorgehen von einigen Geistlichen. Er bedaure "die Leiden, die die Opfer durchgestanden haben, zutiefst".
Papst Benedikt XVI. hat rund 200.000 Pilger am Samstag in Sydney vor der Verlockung von Freikirchen gewarnt und zu mehr Genügsamkeit gemahnt. Er feierte mit den Teilnehmern des katholischen Weltjugendtages auf einer Pferderennbahn die Abendandacht. Die meisten Pilger wollten auf dem Gelände übernachten und am Sonntag an dem großen Abschlussgottesdienst teilnehmen. Dafür hat der Papst die Handkommunion untersagt und den traditionellen Ritus der Mundkommunion angeordnet, der vor der Liturgiereform von 1970 allgemein üblich war.
Zehntausende Kerzenlichter
In einem Meer von Zehntausenden von
Kerzenlichtern sprach der Papst von einer Gesellschaft, die durch
kurzsichtige Denkweisen zerfalle. Manche seien versucht, ihre eigene
perfekte Welt zu bauen, doch sei das spirituelle Utopie. Die Menschen
bezeichneten ihre eigenen Gemeinden dann als flexibel und vom Geist beseelt,
die institutionelle Kirche dagegen als rigide und ohne Geist. "Widersteht
jeder Versuchung wegzugehen!" rief der Papst. "Einigkeit ist das Wesen der
Kirche."
Das Kirchenoberhaupt sprach vom Heiligen Geist, der auch das Motto des Weltjugendtags prägte, und forderte die Menschen zu Genügsamkeit auf. "Am Ende des Lebens geht es nicht materielle Bereicherung. Das Leben ist mehr als nur Erfolg. Um wahrhaft lebendig zu sein, muss man von innen gewandelt sein, und offen für die Energie von Gottes Liebe." Der Weltjugendtag stand unter dem Motto: "Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird, und ihr werdet meine Zeugen sein".
Mitgefühl für Opfer sexuellen Missbrauchs
Der Papst
hatte den Opfern sexuellen Missbrauchs durch Geistliche sein tiefes
Mitgefühl ausgesprochen. Bei einer Messe mit australischen Bischöfen hatte
Benedikt zuvor Verständnis für die Missbrauchsopfer gezeigt: "Der Schmerz
und das Leiden, das die Opfer ertragen haben, tut mir aufrichtig leid." Das
Wort "Entschuldigung", wie von vielen Opferverbänden verlangt, verwendete er
dabei aber nicht. "Diese Untaten, die einen so schweren Verrat am Vertrauen
darstellen, müssen unmissverständlich verurteilt werden (...), Opfern sollte
Mitgefühl und Fürsorge zuteilwerden, und die, die für diese Übel
verantwortlich sind, müssen vor Gericht gestellt werden", sagte der Papst.
Chris MacIsaac, Sprecherin der Opfergruppe "Broken Rites", bezeichnete die Worte, die hinter verschlossenen Türen gesprochen wurden, als bedeutungslos. "Bedauern kann ein Anfang sein, aber wir wollen viel mehr sehen". Der Papst müsse die australischen Bischöfe anweisen, nicht länger den Zugang von Missbrauchsopfern zu Zivilgerichten zu blockieren. Kritiker werfen der katholischen Kirche vor, sie wolle verhindern, dass Opferfälle polizeilich und gerichtlich verfolgt werden. Stattdessen versuche sie, im Vorfeld mit den Betroffenen Vereinbarungen zu treffen. In Australien sind mehr als 100 Priester wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden.