Am Freitag soll ein Trauertag ausgerufen werden. Einige Ortschaften sind noch immer von der Aussenwelt abgeschnitten.
Nach den verheerenden Unwettern vom Dienstag, die zu Überflutungen führten und sechs Menschen das Leben kosteten, soll der Freitag zu einem Trauertag ausgerufen werden. Die Aufräumungsarbeiten liefen auch am Donnerstag auf Hochtouren. Einige Orte waren nach Erdrutschen und wegen weggerissener Brücken noch immer nicht zugänglich.
Nördliches Küstenland am stärksten betroffen
Am
härtesten erwischte es das nördliche Küstenland (Primorska) sowie die
Regionen Oberkrain und die Untersteiermark. Die Menge der Niederschläge
überraschte selbst die Meteorologen, die zwar starken Regen erwartet hatten,
nicht aber in solchem Ausmaß. In Slowenien spricht man sogar über die
stärksten Niederschläge in den vergangenen 250 Jahren. In dem am schlimmsten
betroffenen Ort Zelezniki in Oberkrain sind zwischen 250 bis 300 Liter Regen
pro Quadratmeter gefallen, doppelt so viel wie der September-Durchschnitt
für ganz Slowenien beträgt.
Drei Tote in Zelezniki
Im Zelezniki wurden drei Menschen tot
geborgen. Eine Frau wurde von den Wassermassen weggeschwemmt, als sie
versuchte, ihren Wagen zu retten, ein 55-jähriger Mann wurde vor seinem Haus
von einem Erdrutsch verschüttet, außerdem starb eine 86-jährige Frau. Zwei
weitere Opfer forderte eine Mure in Letus bei Celje (Cilli) in der
Untersteiermark: Dort starben ein 34-jähriger Mann und seine 24-jährige
Lebensgefährtin in ihrem Haus. Im Cerklje na Gorenjskem (Oberkrain) kam ein
31-jähriger Feuerwehrmann im Einsatz durch einen Stromschlag ums Leben.
Nächste Seite: Unterstützung auch für "private" Überschwemmungsopfer
Nach ersten groben Schätzungen des Verkehrsministeriums wurden rund 100 Kilometer Straßen in den betroffenen Gebieten schwer beschädigt oder zerstört. Der Schaden wird auf rund 25 Mio. Euro geschätzt. Im westlichen Teil der Untersteiermark sind 2.800 Wohnobjekte beschädigt worden.
Zelezniki stand fast vollständig unter Wasser
In Zelezniki,
das fast vollständig unter Wasser stand, wurden rund 350 Häuser verwüstet.
Nach ersten Schätzungen soll der Schaden nur an Gebäuden 30 Mio. Euro
betragen, wobei die zerstörte Infrastruktur noch gar nicht bewertet wurde.
Im Ort arbeiten mehrere hundert Feuerwehrleute, Soldaten und Mitglieder des
Zivil- und Katastrophenschutzes aus ganz Slowenien an der Beseitigung der
Folgen. Hauptaufgabe ist es, die Straßen zu den Ortschaften Zali Log und
Davca freizumachen, die immer noch blockiert sind.
Halbe Million Euro Soforthilfe
Die Regierung hat am Mittwoch eine
Halbe Million Euro für Soforthilfe bereitgestellt. "Das sind aber nicht die
Mittel für die Beseitigung der Folgen, denn eine Halbe Million wird dafür
nicht reichen," erklärte Ministerpräsident Janez Jansa im Privatensender POP
TV. Er versicherte, dass der Staat auch Privatpersonen unterstützen werde.
Die Regierung hat außerdem die Versicherungen aufgerufen, so schnell wie
möglich Schadenersatz auszuzahlen. Weiters appellierte der Regierungschef
auch an die Solidarität der Bürger.
Historisches Partisanenlazarett weg geschwemmt
Bei Cerkno wurde
auch eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler des Landes, das
Partisanenlazarett "Franja", ein Opfer des Unwetters. Lediglich
zwei der 13 Holzbaracken des ehemaligen Feldspitals, das heute ein
Freilichtmuseum ist, hätten den Wassermassen standgehalten, berichtete eine
Museumsangestellte. Das Lazarett, in dem die Partisanen unter tatkräftiger
Hilfe der Einheimischen von 1943 bis 1945 insgesamt 1000 verwundete
Kameraden behandelten, gilt als Symbol des slowenischen Widerstands gegen
die italienischen und deutschen Besatzungsmächte und ist heute ein beliebtes
Ausflugsziel. Es wurde erst heuer auf die Liste europäischer Kulturdenkmäler
aufgenommen.