Nach 20 Stunden

Sex-Monster auf Gefängnisdach gibt auf

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Ende nach 20 Stunden: Der Vergewaltiger der "deutschen Natascha" ist runter vom Gefängnisdach in Dresden.

Der 36-jährige Angeklagte gab in der Nacht auf Donnerstag nach rund 20 Stunden auf und ließ sich vom rund 13 Meter hohen Dach der Haftanstalt herunterholen. "Unsere Taktik, auf Zeit zu setzen, hat funktioniert" , sagte Polizeisprecher Thomas Herbst. Aber: Ganz Deutschland und Österreich wundert sich, wie pfleglich mit dem Sex-Monster umgegangen wurde. Als es abends kalt wurde, reichten ihm Betreuer sogar eine Decke ...

Keine Bedingungen erfüllt
Zur Aufgabe letztlich beigetragen habe vermutlich auch der am frühen Morgen einsetzende starke Regen und das Verhandlungsgeschick der Beamten. Zu möglichen Forderungen des Angeklagten wollte der Sprecher keine Stellung nehmen. Er sagte lediglich: "Es gab keine Bedingungen, die von uns erfüllt wurden".

Der Angeklagte wurde dem Sprecher zufolge nach der Aktion in den Zellentrakt gebracht. Er befinde sich in einem "passablen Zustand". Ob der Prozess wie geplant am Vormittag fortgesetzt werden könne, sei noch unklar.

Nach Hofgang entkommen
Der geständige Vergewaltiger war Mittwoch früh gegen 07.30 Uhr bei einem Hofgang auf ein Dach im Innenhof des Dresdner Gefängnisses entkommen. Beamte hatten mehrfach mit dem vorbestraften Mann verhandelt und waren zuletzt auch auf das Dach geklettert. Sachsens Justizminister Geert Mackenroth (CDU) räumte Fehler bei der Bewachung des Häftlings ein.

Brutaler Kidnapper
Der Fall Stephanie hat ganz Deutschland in Aufruhr versetzt: Das dreizehnjährige Mädchen war auf dem Weg zur Schule brutal gekidnappt und 36 Tage vergewaltigt, gedemütigt und missbraucht worden. Nur durch Glück konnte Stephanie entkommen. Der Täter: Mario M., 36 Jahre alt, ein arbeitsloser Monteur. Seit vergangenen Montag wird ihm in Dresden der Prozess gemacht. Bis gestern, als Mario M. seinen Bewachern auf das Gefängnisdach entkommen kann. Den ganzen Tag über erlebt Deutschland live die Show des Treibtäters mit.

Das Protokoll einer Farce:
Mittwoch 7.25 Uhr. Mario M, befindet sich gemeinsam mit zwei Justizwachebeamten und zwei weiteren Häftlingen im Hof der Justizvollzugsanstalt Dresden. Plötzlich sprintet der 36-Jährige los und klettert blitzschnell an den Gitterstäben der Fenster vier Stockwerke hoch auf das Dach des Gefängnisses. Die Versuche der Justizbeamten, M. daran zu hindern, scheitern kläglich. Die Polizei schickt sofort Spezialeinsatzkräfte zum Gefängnis und setzt dabei auch Hubschrauber ein.

10.00 Uhr. Die deutschen Sender übertragen die wahnwitzige Show live, ab Mittag sind mehrere Millionen Fernseh-Zuseher Zeugen des Dramas in Dresden.

12.00 Uhr. Auf dem Dach des Gebäudes geht der Sexualverbrecher seelenruhig auf und ab. Die Hände hat er lässig in den Hosentaschen vergraben. Augenzeugen beschreiben M. als „äußerst cool“. Zwei Psychologen werden mit einer Hebebühne auf Höhe des Häftlings gehievt. Immer wieder sprechen sie mit ihm vergeblich. Noch immer ist das Motiv des Kidnappers unklar.

12.50 Uhr. Eine Bekannte M.s wird zu ihm hochgehievt um ihn zur Aufgabe zu überreden. Die Polizei versorgt ihn mit Kaffee und Essen. Eine Flucht ist ausgeschlossen: Die Außenmauern der Anstalt befinden sich in 15 Meter Entfernung.

15.40 Uhr. Justizminister Geert Mackenroth räumt „Pannen“ bei der Bewachung des Häftlings ein. Da berichten TV-Reporter schon seit Stunden über den Justiz-Skandal.

17.10 Uhr. Scheinwerfer werden montiert, um die Nachtsicht auf den Gewaltverbrecher zu gewährleisten. Mario M. stellt jetzt Forderungen bezüglich des seit Montag gegen ihn laufenden Prozesses. Dem Vernehmen nach will der Angeklagte verhindern, dass Videos bei der Verhandlung gezeigt werden, die er von den Vergewaltigungen der 14-jährigen Stephanie gemacht hat. Nach Ansicht des Wiesbadener Kriminologen Rudolf Egg hat sich Mario M. mit seiner Aktion „einen letzten Kick“ verschafft.

22.00 Uhr. Mario M. sitzt auf dem Dach. Ein Zugriff sei eine Option, sagt ein Polizei-Sprecher. Und: „Wir stellen uns auf eine sehr lange Nacht ein.“

22.30 Uhr. Der Gipfel der Farce. Damit ihm nicht kalt ist, wird Mario M. eine Decke (!) gereicht.

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(c) EPA Matthias Hiekel

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