Verhandlungsunfähig

Prozess gegen das Sex-Monster vertagt

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Nach seinem 20-stündigen Aufenthalt auf dem Dach der Haftanstalt wurde der Peiniger der 14-jährigen Stephanie für verhandlungsunfähig erklärt. Am 21. November soll der Prozess weiter gehen.

Nach wenigen Minuten stand die Entscheidung fest: Der Prozess gegen den geständigen Peiniger der 14-jährigen Stephanie wird wegen Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten auf den 21. November vertagt. Der Vorsitzende Richter Tom Maciejewski teilte mit, eine medizinische Untersuchung des Angeklagten habe ergeben, dass er wegen Übermüdung nicht verhandlungsfähig sei. Unter anderem seien Gleichgewichtsstörungen festgestellt worden. Mario M. habe vergangenen Sonntag das letzte Mal etwas gegessen.

Gutachten: "Seelisch Abartig"
Laut einem Gutachten leidet Stephanies Peiniger unter einer schweren Persönlichkeitsstörung. Das gehe aus einem vorläufigen psychiatrischen Gutachten hervor, das dem Mann unter anderem "seelische Abartigkeit" bescheinige. Der Angeklagte verfügt weiters über einen Intelligenz-Quotienten von 138 verfüge. Damit liegte er deutlich über dem Durchschnitt, so Gutachter Hans-Ludwig Kröber.

Durch Furunkel entstellt
Verteidiger Andreas Boine macht die Persönlichkeitsstörung dafür verantwortlich, dass sich sein Mandant "mental und emotional von seinen Mitmenschen und ihren Werten entfernt" habe. Er sieht ein Kindheitstrauma als Grund für die Störung des Angeklagten an: "Ab dem Alter von drei Jahren war er stark entstellt durch ein Furunkel auf der Nase. Sein Nasenrücken war komplett zerstört." Boine geht davon aus, dass sein Mandant bis in seine Jugend eine starke Stigmatisierung erlebt habe.

Stephanie wird nicht aussagen
Ursprünglich war die Vernehmung von Stephanie als Zeugin am Donnerstag vorgesehen. Ihr Vater hatte jedoch bereits am Mittwoch erklärt, nach der Flucht des Angeklagten aufs Gefängnisdach sei ihre Sicherheit nicht gewährleistet.

20 Stunden auf dem Dach
Mario M. war am Mittwoch gegen 7.30 Uhr beim Hofgang im Dresdner Untersuchungsgefängnis die Fassade eines vierstöckigen Gebäudes hinaufgeklettert und hatte meist stehend auf dem Flachdach ausgeharrt. Eine Chance zu fliehen hatte er nicht. Erst nach 20 Stunden gab er auf und ließ sich in seine Zelle zurück führen. Lesen Sie hier mehr dazu.

Anwalt fordert Untersuchung
Der Anwalt der Familie von Stephanie hat wegen der Ermittlungs- und Justizpannen eine parlamentarische Untersuchung gefordert. "Es kann nicht sein, dass eine Panne nach der anderen passiert", sagte Anwalt Ulrich von Jeinsen am Donnerstag am Rande des Prozesses gegen den geständigen Entführer und Peiniger von Stephanie in Dresden. Die Vorfälle müssten parlamentarisch untersucht werden. Es könne nicht sein, dass nach den Geschehnissen nichts passiere. "Irgendwas ist nicht richtig im Staate Sachsen."

Tumult beim Auftakt
Bereits zu Prozessauftakt am Montag hatte es einen Zwischenfall gegeben, als der Angeklagte versucht hatte, den Gerichtssaal zu verlassen. Justizbeamte hatten ihn überwältigen können. Auch bei der Fahndung nach der Entführten und dem Täter war es bereits zu Pannen gekommen.

Mario M. ist angeklagt, die damals 13-jährige Stephanie aus Dresden entführt und 36 Tage lang auf grausamste Weise sexuell missbraucht zu haben. Ihm drohen 15 Jahre Haft. Der Prozess ist auf neun Tage anberaumt.

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