Kampf der Camorra

Sicherheitsplan für Neapel steht

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Italiens Innenminister Amaro will der Gewalt mit fast 15.000 Sicherheitskräften Einhalt gebieten, die die Stadt "Straße für Straße" kontrollieren.

Nach dem Besuch des italienischen Regierungschefs Romano Prodi in Neapel ist am Freitag auch Innenminister Giuliano Amaro in der Vesuvstadt eingetroffen. Dort stellte er seinen Sicherheitsplan für die süditalienische Metropole vor. Dieser sieht in erster Linie vor, die 13.500 Sicherheitskräfte in Neapel und Umgebung um weitere 1.000 Mann aufzustocken.

Laut Amato sollen die neu entsandten Kräfte das Gebiet "Straße für Straße" kontrollieren. Die Polizei soll außerdem mehr Motorräder bekommen, damit sie sich in Neapels engen Straßen schneller fortbewegen könne. "Wir planen strukturelle Maßnahmen und keine Notstandslösungen. Wichtig sind permanente Mittel zum Schutz der Bürger. Neapel kann keinen Tag länger warten", schrieb Amato in einem Beitrag für die neapolitanische Tageszeitung "Il Mattino".

Bisher 70 Tote
Seit Jahresbeginn wurden fast 70 Mordfälle in Neapel und in der Provinz gemeldet, die meisten davon sind dem Krieg unter Camorra-Clans zuzuschreiben. Die Clans erwirtschaften 16 Milliarden Euro pro Jahr, vier Milliarden Euro kassieren sie durch Wucher und Erpressungen. Mehr als 4.000 Vorbestrafte leben in der Ein-Millionen-Stadt mit einer Arbeitslosenrate von 24 Prozent. Die Camorra-Clans sind auf den Handel mit Drogen spezialisiert, haben den Bausektor infiltriert und erheben Schutz- und Erpressungsgelder.

Auch vor Beginn von Amatos Besuch in Neapel wurde ein Verbrechen gemeldet. Ein polizeibekannter 32-Jähriger wurde mit einer Schusswunde in der Brust ins Spital eingeliefert. Er musste notoperiert werden, berichtete die Polizei am Freitag.

Regierungschef Prodi hatte am Donnerstag die Kriminalität als entscheidendes Hindernis bei der wirtschaftlichen Entwicklung des im Vergleich zum Norden seit jeher armen Süden des Landes bezeichnet. Der Ministerpräsident empfahl eine verstärkte Arbeit mit Jugendlichen in den Schulen zur Vermeidung vorzeitiger Schulabgänge. Außerdem sollten mehr Sozialzentren eingerichtet werden.

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