Ruf nach Armee

Mafia-Krieg in Neapel

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In Neapel eskaliert die Gewalt: Prodi will 1.000 Polizisten in die Stadt schicken. Der Justizminister will sogar den Einsatz der Armee.

Am Montagabend wurde ein Vorbestrafter mit Verbindungen zur Camorra von einem Killer im Zentrum der Stadt erschossen. Dabei kam es zu Wild-West-Szenen, Dutzende Fußgänger flüchteten die vor den Pistolenschüssen. Bei der Schießerei auf einer belebten Straße wurde eine Passantin verletzt.

Neun Morde in neun Tagen
In den vergangenen neun Tagen wurden neun Morde in der Vesuvstadt verübt. Die Toten sind zum Großteil Opfer des Bandenkrieges um die Kontrolle des Drogen- und Waffenhandels. Angesichts der neuen Gewaltwelle drängt der italienische Justizminister Clemente Mastella auf den Einsatz der Armee, um die Situation in der Stadt unter Kontrolle zu bringen.

Streit in der Regierung
"Man muss ernsthaft die Möglichkeit eines Einsatzes der Armee überlegen, um den Polizisten zu ermöglichen, besser zu arbeiten", sagte der Justizminister. Sein Vorschlag sorgt für Streit in der Regierung. Umweltminister Alfonso Pecoraro Scanio, ein gebürtiger Neapolitaner, betonte, dass die Entsendung von Soldaten keine Lösung für die Ordnungsprobleme der Ein-Millionen-Metropole sei. " Die Armee verfügt nicht über ausreichende Kompetenzen im Kampf gegen das organisierte Verbrechen", sagte der Minister.

13.000 Sicherheitskräfte
Inzwischen arbeitet das Innenministerium an einem Sicherheitsplan für Neapel. Ressortchef Giuliano Amato kündigte die Entsendung von 1.000 zusätzlichen Polizisten an. Derzeit sind bereits 13.000 Sicherheitskräfte in Neapel stationiert. Die Polizisten sollen für Ermittlungen, aber auch für die Sicherheit der Touristen eingesetzt werden.

Regierungschef Romano Prodi zeigte sich wegen der Gewaltwelle in Neapel besorgt und wies darauf hin, dass das Problem Sicherheit den ganzen Süden Italiens belaste. Die Bürgermeisterin von Neapel, Rosa Russo Iervolino, rief die Bürger zu einer Massenmobilisierung gegen die Camorra auf.

Armut als Nährboden
Iervolino sieht die Armut als Nährboden der Camorra. Sie forderte die Regierung zu Initiativen zur Ankurbelung der Wirtschaft auf. In Neapel beträgt die Arbeitslosenrate 25 Prozent, jeder zweite Jugendliche sei auf Jobsuche. Hunderte Unternehmen werden von der Camorra erpresst. "Kein Wunder, dass das organisierte Verbrechen allzu oft zum Brotgeber für Tausende von Verzweifelten wird. Viele Jugendliche verdienen ihr Geld mit Suchtgifthandel", sagte die Bürgermeisterin.

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