Trauer in Russland

Solschenizyn in Kloster in Moskau beerdigt

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Abschied vom Literaturnobelpreisträger: Alexander Solschenizyn wurde im Donskoj-Klosters in Moskau beerdigt.

Der russische Literaturnobelpreisträger und frühere Regimekritiker Alexander Solschenizyn wurde in Moskau beerdigt. Hunderte von Trauergästen nahmen an dem Begräbnis auf dem Gelände des Donskoj-Klosters teil. Der russische Präsident Dmitri Medwedew, der seinen Urlaub unterbrochen hatte, um dem Begräbnis beizuwohnen, verbeugte sich vor der Grabstätte des am Sonntagabend verstorbenen Schriftstellers. Seine letzte Ruhestätte, nun mit Blumenkränzen von Familie und Anhängern überhäuft, hatte sich Solschenizyn vor fünf Jahre selbst ausgesucht und von Patriarch Aleksij II segnen lassen, wie Kathpress berichtet.

Ehrengarde
Bereits in den Morgenstunden hatten sich viele Menschen in der großen Kathedrale des Klosters am offenen Sarg von Solschenizyn verabschiedet. Anschließend trug eine militärische Ehrengarde den Leichnam zu dem Grab, Würdenträger der russisch-orthodoxen Kirche leiteten die Zeremonie mit Trauergesängen. Auf dem parkähnlichen Friedhof des Donskoj-Klosters sind vor allem Vertreter des russischen Adels begraben. Das Klostergelände gilt auch politisch als geschichtsträchtiger Ort. Im 16. Jahrhundert erbaut, hatte die russisch-orthodoxe Kirche noch in den ersten Jahren der Sowjetunion hier ihren Sitz, 1934 wurde das Areal allerdings in ein Museum für russische Architektur umgewandelt, bis es 1991 wieder in die Hände der Kirche kam.

In einem Kondolenzschreiben an Solschenizyns Witwe Natalja würdigte der Patriarch das Lebenswerk Solschenizyns, seinen Einsatz für die Bewahrung des reichen kulturellen Erbes Russland sowie die die Weiterentwicklung des sozialen, kulturellen und spirituellen Lebens im Land. Die vielen Prüfungen in seinem Leben habe er mit "Bescheidenheit und christlicher Würde" auf sich genommen, so Patriarch Aleksij II.

Live-Übertragung
"Er war eine unsere stärksten Persönlichkeiten, ein einzigartiger Mensch", sagte der Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow vor der Zeremonie über den Verstorbenen. Die landesweit live im Fernsehen übertragene Beerdigung glich einem Staatsbegräbnis, eine Militärwache begleitete den Sarg, und es wurde ein dreifacher Salut gefeuert. Zahlreiche Kränze wurden an Solschenizyns Grab niedergelegt, darunter auch von der Menschenrechtsorganisation Memorial, die sich für die Rechte ehemaliger Häftlinge der kommunistischen Arbeitslager einsetzt.

"Als er noch lebte, tat der Staat nichts für ihn", kritisierte ein Anhänger Solschenizyns, der zu dem Kloster gekommen war, um sich von dem Schriftsteller zu verabschieden. "Jetzt, da er tot ist, wollen sie ihn für sich vereinnahmen." Solschenizyn hatte die kommunistischen Verbrechen unter Sowjetdiktator Josef Stalin in seinen Büchern angeklagt. Er war am Sonntag im Alter von 89 Jahren in seinem Moskauer Haus gestorben.

Als Solschenizyns Hauptwerk gilt "Archipel Gulag" (1973). Darin arbeitete er als Augenzeuge den Stalin-Terror in den sowjetischen Straflagern auf. Staats- und Regierungschefs auf der ganzen Welt hatten den 1918 geborenen Solschenizyn als einen der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gewürdigt. Er galt als tief religiöser Mensch, der zuletzt mit dem politischen System Russlands im Reinen war.

Foto: (c) Reuters

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