"Gustav" ist über die Region hinweggefegt - und wieder droht der Karibik Ungemach: Jetzt wütet Sturm Hannah - und fordert 21 Tote in Haiti.
Der Tropensturm "Hanna" hat in Haiti mindestens 61 Menschen das Leben gekostet. Der Sturm brachte dem Karibikstaat, der sich immer noch nicht von den beiden Hurrikans "Gustav" und "Fay" erholt hat, sintflutartigen Regen. Im entwaldeten Gebirge des Inselstaates richteten die Regenmassen furchtbare Verwüstungen an. Häuser wurden überschwemmt, Bäume entwurzelt.
Rettungsarbeiten
Viele Straße sind unterbrochen und erschweren
somit den Rettungsmannschaften, Hilfe zu leisten. Insgesamt sind in den
vergangenen zwei Wochen bei den drei Wirbelstürmen in Haiti über 100
Menschen getötet worden. Überlebende aus den am schlimmsten betroffenen
Regionen berichteten am Dienstag, in der Stadt Gonaives im Westen von Haiti
hätten sich viele Familien auf die Dächer ihrer Elendshütten gerettet und
riefen dort um Hilfe. Die Straßen seien überflutet.
"Die Lage könnte schlimmer nicht sein", sagte ein Un-Mitarbeiter in Gonaives. "Der Wind reißt die Bäume um. Häuser sind von Wasser überflutet. Autos können nicht durch die Straßen fahren. Man kann niemanden retten."
US-Meteorologen befürchten, dass "Hanna" auf ihrem weiteren Weg über dem offenen Meer wieder an Stärke gewinnen und sich zu einem Hurrikan auswachsen könnte. In zwei bis drei Tagen könnte der Wirbelsturm dann in den USA die Ostküste von Floria oder Georgia oder South Carolina erreichen.
Weitere Stürme brauen sich zusammen
Über dem Atlantik
brauen sich unterdessen die nächsten Stürme zusammen. "Ike"
könnte sich bis Sonntag zum Hurrikan auswachsen und die Bahamas erreichen.
Dicht im Schlepptau hat er den Wirbelsturm "Josephine", die bis
Donnerstag zum Hurrikan werden könnte. Die Hurrikan-Saison läuft noch bis
zum 30. November.
Langsame Rückkehr nach New Orleans
Fast zwei Millionen
Amerikaner, die vor dem Hurrikan "Gustav" geflüchtet waren, warten
auf Erlaubnis zur Heimkehr. Wie die Behörden in den betroffenen Regionen an
der US-Golfküste erklärten, solle aber zunächst die Stromversorgung und das
Abwassersystem wieder in Ordnung gebracht werden. Der TV-Sender
CNN berichtete am Dienstagabend (Ortszeit), nach wie vor seien insgesamt
noch 1,6 Millionen Haushalte ohne Strom.
Der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, ging davon aus, dass die Einwohner erst am Donnerstag zurück können. An diesem Mittwoch sollten zunächst Geschäftsleute wieder in die Stadt zurückkehren.
USA zapfen Ölreserven an
Die USA zapfen wegen
Versorgungsengpässen nach "Gustav" ihre strategischen
Ölreserven an. Wie das Energieministerium in Washington mitteilte, sollen
250.000 Barrel freigegeben werden. "Das Öl wird wegen der Sperrung des
Calcasieu-Kanals in Louisiana und wegen der durch den Hurrikan 'Gustav'
verursachten Lieferengpässe gebraucht", erklärte das Ministerium.
Es reagierte mit der Freigabe nach eigenen Angaben auf eine Anfrage der
Citgo-Raffinerie in Lake Charles in Louisiana. Auch der Gouverneur des
Bundesstaates, Bobby Jindal, hatte dazu aufgerufen, die strategischen
Ölreserven anzuzapfen, um die Rückkehr der zwei Millionen vor "Gustav"
geflohenen Menschen vorzubereiten.
Die Raffinerien im Süden der USA hatten ihre Produktion drosseln müssen, nachdem die Ölförderung am Golf von Mexiko vor dem Sturm komplett ausgesetzt worden war. Auch 95 Prozent der Gasförderung wurde in der Region unterbrochen. US-Präsident George W. Bush hatte am Dienstag gesagt, die Ölanlagen seien offenbar von dem Sturm verschont geblieben. Der Hurrikan war am Montag begleitet von heftigem Regen über Louisiana gezogen. Sieben Menschen kamen ums Leben.