Eigentlich sollte die EU-Zoorichtlinie das Wohl der eingesperrten Tiere sichern. Aber nur selten wird die Einhaltung wirklich kontrolliert.
Viele Tiere in europäischen Zoos leben nach Ansicht von Tierschützern unter "entsetzlichen Bedingungen". Auch sechs Jahre nach dem Inkrafttreten der EU-Zoorichtlinie sei das Wohl von Millionen Zootieren noch immer bedroht, sagte Daniel Turner, Sprecher des Netzwerks europäischer Tierschutzorganisationen ENDCAP. So hätten viele EU-Staaten nicht die Mittel, um Zoomitarbeiter und Kontrolleure angemessen auszubilden und könnten nicht garantieren, dass alle Tiergärten die nötige Betriebserlaubnis hätten. "Ehrlich gesagt, die Bedingungen in manchen europäischen Zoos sind entsetzlich", sagte er.
Artgerechte Gehege
Die Zoo-Richtlinie der EU verpflichtet alle
Tiergärten in Europa, Tiere nur in artgerechten Gehegen zu halten und
regelmäßig von Tierärzten untersuchen zu lassen. Die Zoos müssen
Forschungsdaten über den Bestand ihrer Tiere und die Aufzucht in
Gefangenschaft austauschen. Zudem sollen sie Besucher über die Arterhaltung
informieren. Die Richtlinie schreibt auch vor, dass ein Zoo eine
Betriebserlaubnis besitzen muss und nationale Behörden den Tiergarten
überwachen.
Skandalöse Zustände in Rumänien und Bulgarien
Nach
Angaben von ENDCAP erfüllt jedoch beispielsweise in Rumänien und Bulgarien
kein Zoo die EU-Bedingungen. Im März 2007 habe die EU-Kommission außerdem
rechtliche Schritte gegen Spanien eingeleitet, wo sich die Situation seither
etwas verbessert habe. In Deutschland stelle die Zahl der kleinen Zoos ein
Problem dar, die ohne Erlaubnis betrieben und deshalb auch nicht inspiziert
würden. Besonders schlimm sei die Lage in allen europäischen Zoos für Bären,
die in Gefangenschaft ihre Neugierde nicht ausleben könnten.
Zoorichtlinie neu überarbeiten
ENDCAP fordert, die
Zoorichtlinie noch einmal zu überarbeiten. "Sie ist sehr vage und
unspezifisch", sagte Turner. Das führe in den einzelnen Ländern zu
Missverständnissen bei der Umsetzung. ENDCAP ist nach eigenen Angaben ein
2005 gegründetes Netzwerk aus 30 Tierschutzorganisationen und
Wildtierexperten aus 20 EU-Ländern, die sich gemeinsam gegen die Haltung von
wilden Tieren in Gefangenschaft und deren Nutzung für die menschliche
Unterhaltung einsetzen.