Resistente Erreger

Tuberkulose-Hoch in Westeuropa

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Weltgesundheitsorganisation und Rotes Kreuz warnen vor Tuberkulose-Ausbreitung. Die Erreger sind zunehmend resistent.

Die Tuberkulose hat in Westeuropa den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg erreicht. Gleichzeitig tritt immer häufiger ein Erregertyp auf, der gegen die einschlägigen Medikamente zunehmend resistent sei, erklärten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Dienstag in Genf. Dies sei vor allem in Osteuropa der Fall, von wo aus die Lungeninfektion in Richtung Westen weiter verbreitet werde.

Hohe Resistenz in Osteuropa
Die Resistenz gegen Tuberkulose-Medikamente ist den Angaben zufolge zurzeit am höchsten in den baltischen Staaten. Aber auch anderswo in Osteuropa sowie in den zentralasiatischen Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion nimmt die Häufigkeit zu. Von den weltweit zwanzig Staaten mit der höchsten Quote des resistenten Erregertyps liegen vierzehn in Europa, wie aus einer WHO-Erhebung hervorgeht.

"Politiker müssen aufwachen"
Deshalb müssten europäische Politiker endlich aufwachen und unverzüglich etwas unternehmen, forderte Markuu Niskala, Generalsekretär des Internationalen Verbands des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds. "Lasst dieses Problem nicht weiter aus der Hand gleiten", appellierte er an die EU. Michael Luhan vom IKRK beklagte, dass der Tuberkulose in Europa im Gegensatz zu anderen Seuchen wie Aids kaum Aufmerksamkeit geschenkt werde.

Neue Initiative gegen Tuberkulose
Deshalb hätten Gesundheitsbehörden eine "Partnerschaft zum Stopp von TB in Europa" ins Leben gerufen. Es gehe darum, mehr Bewusstsein zu schaffen und Vorbeugemaßnahme sowie Therapien zu koordinieren. In Europa sterben jede Stunde acht Menschen an Tuberkulose, sagte WHO-Tuberkuloseexperte Pierpaolo de Colombani. Stündlich würden sich 50 Menschen mit der Krankheit anstecken.

Alte EU-Staaten unter Kontrolle
In den alten EU-Staaten gebe es jährlich 13 Tuberkulose-Fälle pro 100.000 Einwohner (Österreich: 14), während es in den zehn neuen EU-Staaten doppelt so viele sind. In Rumänien und Bulgarien werden 53 Fälle auf 100.000 Einwohner gezählt, in den früheren Sowjetrepubliken sogar 98. In einigen Stadtteilen von London, in denen viele Einwanderer leben, sei die Tuberkulose-Rate genauso hoch wie in der Ex-Sowjetunion.

Europa auf einer Stufe mit Afrika
Luhan zufolge steht Europa in puncto Tuberkulosefälle mittlerweile auf einer Stufe mit Afrika. Mit dem Zusammenbruch der Gesundheitssysteme in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sei die Krankheit dort immer häufiger aufgetreten. Im vergangenen Jahrzehnt sei eine Verdoppelung der Fälle registriert worden. Gleichzeitig habe die Ausbreitung nach Westen ständig zugenommen.

Weltweit starben nach WHO-Schätzungen im Jahre 2004 insgesamt 1,7 Millionen Menschen an der Tuberkulose.

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