Philippinen

Über 1.000 Tote nach Taifun

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Der Osten der Philippinen wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Das Rote Kreuz macht mangelnde Planung für die hohe Opferzahl verantwortlich.

Mehrere Tage nach dem verheerenden Taifun im Osten der Philippinen tritt allmählich das tragische Ausmaß der Naturkatastrophe zu Tage: Vermutlich seien mehr als 1.000 Menschen ums Leben gekommen, schätzte das Rote Kreuz am Sonntag. Haushohe Schlammlawinen hatten am Fuße des Vulkans Mayon ganze Dörfer unter sich begraben. Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo erklärte die Taifun-Zone zum Katastrophengebiet.

Die Ausrufung des nationalen Notstands ermöglicht der Regierung, schneller Mittel für Hilfseinsätze bereit zu stellen. Nach Angaben ihres Sprechers will Arroyo am Dienstag zum zweiten Mal die Provinz Albay besuchen, die am stärksten unter dem Taifun gelitten hat. Schätzungen zufolge sind insgesamt 830.000 Menschen von der Katastrophe betroffen.

Schlammlawine
Der Taifun "Durian" war am Donnerstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 265 Kilometern pro Stunde über die Philippinen hereingebrochen. Heftige Regenfälle im Gefolge des Wirbelsturms brachten an den Hängen des Mayon Asche und Gestein in Bewegung, die der 2.461 Meter hohe Vulkan bei seinem Ausbruch im Juli ausgespuckt hatte. Auf dem Weg ins Tal entwurzelte die gewaltige Lawine Bäume, zerstörte Häuser und begrub deren Bewohner unter sich. Mehrere Ortschaften wurden verschüttet, Telefonleitungen und Stromversorgung brachen zusammen. Stellenweise ragten nur noch die Dächer aus dem Schlamm heraus.

Der Leiter des Roten Kreuzes, Senator Richard Gordon, verglich die Szenerie mit einem Kriegsgebiet. "Ganze Familien wurden ausgelöscht", sagte Gordon. Die meisten Leichen seien noch nicht identifiziert, und vermutlich seien zahlreiche Opfer noch nicht einmal entdeckt worden. Bisher wurden laut seinen Angaben 406 Tote bestätigt, mindestens 398 Menschen galten am Sonntag noch als vermisst. Die Zahlen basierten auf Informationen der örtlichen Behördenvertreter.

"Von meiner Familie haben nur meine Schwester und ich überlebt", erzählte der 22-jährige Glenn Lorica, der verletzt im Krankenhaus von Legazpi liegt. Schlamm, entwurzelte Bäume, Schutt und Geröll seien über das Haus seiner Familie in Daraga hereingebrochen. Er habe versucht, sich an Bäumen festzuhalten, um nicht unterzugehen. Seine Eltern, zwei Schwestern, eine Tante, ein Onkel und eine Nichte hatten offenbar weniger Glück: Sie galten als vermisst - vermutlich sind sie tot.

"Durian" war bereits der vierte schwere Taifun auf den Philippinen innerhalb weniger Monate. Die Menschen in den betroffenen Gebieten seien in einem Teufelkreis aus Naturkatastrophen und Armut gefangen, beklagte Gordon. Dieser könne nur durch bessere Städte- und Gemeindeplanung durchbrochen werden. Bauprojekte müssten dauerhafter angelegt sein. "Das große Problem in diesem Land ist, dass wir unsere Kommunen nicht planen. Jeder agiert für sich alleine", sagte Gordon.

Vorbereitet
Dass Prävention eine wichtige Rolle spielt, zeigt sich am Beispiel der Stadt Naga in der Provinz Camarines Sur. Die Bevölkerung sei an die Tropenstürme gewohnt und habe sich bereits eine Woche vor "Durian" auf den Taifun vorbereitet, sagte der Bürgermeister Jessie Robredo. Daher habe es diesmal keine Todesopfer gegeben.

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