Die Eltern des Mädchen sind Russen, aber es sollte bei ihrem Onkel in Estland aufwachsen. Dieser setzte es aus, als es ihm zu teuer wurde.
Rührung und Empörung hat der Fall eines kleinen russischen Mädchens in Estland ausgelöst, das in der Nähe eines Einkaufszentrums in der Hauptstadt Tallinn bei eisigen Temperaturen ausgesetzt worden war. "Das ist ein sehr komplizierter Fall, da die Eltern des Kindes Russen sind und in Russland leben", sagte Sozialamtssprecher Reet Raak der Tageszeitung "Postimees". "Dieser Fall muss jetzt mit dem Außenministerium und der russischen Botschaft gelöst werden."
Ausgefroren im Kinderwagen
Das knapp zwei Jahre alte Mädchen war
am Samstag völlig ausgefroren in seinem Kinderwagen gefunden worden. Die
Ärzte glaubten zunächst, es sei nicht einmal ein Jahr alt, da es nur sieben
Kilogramm wog. Schließlich fand die Polizei heraus, dass das Mädchen aus
Russland stammte und von seinem Onkel in Estland aufgezogen worden war. Nach
der Veröffentlichung des Fotos der Kleinen gingen bei den Behörden
zahlreiche Hilfsbekundungen ein - von Spielsachen bis hin zu
Adoptionsangeboten.
Ein Verwandter löste schließlich das Rätsel um das Kind: Die Eltern des Mädchens leben in Russland und wollten es nach der Geburt in ein Waisenhaus geben. Der in Estland lebende Onkel, der selber drei Kinder hat, erklärte sich zunächst bereit, die Kleine aufzuziehen. Als ihm das vierte Kind nach fast zwei Jahren jedoch zu teuer wurde, setzte er es in der Hoffnung aus, dass sich jemand darum kümmern werde.
"Das waren anständige Leute, keine Drogensüchtigen oder Alkoholiker, aber sie wussten offenbar nicht, dass es legale Möglichkeiten gibt, sich von einem Kind zu trennen", sagte Staatsanwältin Lea Pahkel. Der Onkel wurde in Haft genommen, ihm drohen bis zu drei Jahre Gefängnis.