Sie hatten in Mailand einen Imam auf offener Straße entführt.
Beim Prozess gegen Agenten des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, denen die Entführung des ägyptischen terrorverdächtigen Imam Abu Omar im Jahr 2003 vorgeworfen wird, hat ein Mailänder Gericht am Mittwoch Haftstrafen zwischen acht und fünf Jahren gegen 23 hochrangige ehemaligen CIA-Verantwortliche gefällt. Für den Ex-Direktor des italienischen Geheimdienstes Sismi, Nicolo Pollari, und seine "rechte Hand" Marco Mancini, wurde wegen des Staatsgeheimnisses kein Urteil gefällt. Drei weitere italienische Geheimdienstfunktionäre wurden wegen Beihilfe zu drei Jahren Haft verurteilt.
In Mailand standen insgesamt 26 US-Bürger - 25 mutmaßliche CIA-Agenten und ein Offizier der US-Luftwaffe - sowie fünf italienische Geheimdienstbeamte vor Gericht. Zwei Ex-CIA-Agenten wurden freigesprochen. Ihnen allen wurde Entführung vorgeworfen.
Das Entführungsopfer Abu Omar / (C) EPA
Entführter wurde gefoltert
Der radikale ägyptische
Geistliche Osama Mustafa Hassan Nasr alias Abu Omar wurde am 17. Februar
2003 auf offener Straße in Mailand aufgegriffen und soll über den
US-Fliegerhorst Ramstein in Deutschland nach Ägypten verschleppt worden
sein. Der Imam gab später an, während der Gefangenschaft gefoltert worden zu
sein. Nach Auffassung der Mailänder Staatsanwaltschaft unterstützte der
italienische Geheimdienst die Entführung durch die CIA.
Der im Prozess um die Verschleppung des Imams ermittelnde Staatsanwalt Armando Spataro hatte den italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi und seinen Vorgänger Romano Prodi beschuldigt, den Begriff des Staatsgeheimnisses zu verzerren, um der Justiz Steine in den Weg zu legen. Spataro hatte öfters versucht, Berlusconi und Prodi als Zeugen in dem Verfahren um die Entführung des ägyptischen Imams vorzuladen. Diese hatten sich auf das Staatsgeheimnis berufen, um nicht vor Gericht erscheinen zu müssen.