Blutbad bei Kirkuk

55 Tote bei Anschlag im Nordirak

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Ein Selbstmordattentäter sprengte sich nördlich von Kirkuk in die Luft - und riss 55 Menschen in den Tod.

Bei einem Selbstmordanschlag im Nordirak sind am Donnerstag mindestens 55 Menschen getötet worden. Die Attacke ist einer der folgenschwersten Terroranschläge im Irak seit Jahresbeginn. Etwa 120 weitere Personen wurden nach Angaben der irakischen Polizei bei dem Anschlag auf ein beliebtes Restaurant nördlich von Kirkuk verletzt. Unter den Opfern waren zahlreiche Frauen und Kinder.

Letzter Tag des Opferfestes
In dem Lokal trafen sich zum Zeitpunkt der Bluttat nach kurdischen Angaben mehrere kurdische Politiker mit arabischen Stammesführern, außerdem feierten dort viele Familien den letzten Tag des islamischen Opferfestes Eid al-Adha. Die arabischen Stammesführer im Restaurant Abdullah aßen mit Mitgliedern der Partei von Präsident Jalal Talabani, der Patriotischen Union Kurdistan, zu Mittag. Noch am Nachmittag sollten sie mit Talabani zu Gesprächen zusammentreffen, um über Lösungen für die Spannungen zwischen Arabern, Kurden und Turkmenen in der Region zu beraten.

"Wir waren beim Tee, als es laut knallte", berichtete der Kommunalpolitiker Hussein Ali al-Salih, der Gast im Speiselokal "Abdullah" war. "Leichen lagen auf dem Boden. Bei der Flucht aus dem Restaurant sah ich verletzte Frauen und Zivilisten." Auch fünf seiner Leibwächter seien verletzt worden.

Im kurdisch dominierten Kirkuk, dem Zentrum der nordirakischen Ölindustrie, gab es bisher trotz bestehender ethnischer Spannungen weniger Gewalt und Anschläge als im Rest des Landes. Kirkuk liegt etwa 250 Kilometer nördlich von Bagdad. Am Donnerstag war das Sicherheitsaufgebot in der Vielvölkerstadt, in der seit Jahren ein Machtkampf zwischen Kurden, Arabern und Turkmenen tobt, wegen des erwarteten Besuches von Talabani besonders groß.

USA entlassen Häftlinge - pro Monat 1.500
Das US-Militärkommando in Bagdad teilte unterdessen mit, es werde ab kommenden Februar jedes Monat 1.500 Häftlinge entlassen, die in den amerikanischen Militärgefängnissen im Irak festgehalten werden. Die Gefangenen sollen entweder freigelassen oder den irakischen Justizbehörden übergeben werden, hieß es in einer Erklärung der US-Armee. Diese Vorgehensweise sei bei der ersten Sitzung eines neu gebildeten gemeinsamen Komitees aus US-Offizieren und der irakischen Regierung am Mittwoch in Bagdad vereinbart worden.

An der Sitzung des Komitees nahmen unter anderem der irakische Vize-Ministerpräsident Barham Saleh und der Kommandant der US-Truppen im Irak, General Raymond Odierno, teil. Derzeit hält das US-Militär 15.800 Iraker fest. Ihre Überstellung an die irakischen Behörden war in dem irakisch-amerikanischen Stationierungsabkommen vereinbart worden, das im vergangenen Monat vom Parlament im Bagdad verabschiedet worden war. Es tritt am 1. Jänner 2009 in Kraft.

Einige der mutmaßlichen Aufständischen und Terroristen sitzen schon seit Jahren in den US-Militärgefängnissen. Unter ihnen sind besonders viele arabische Sunniten, weshalb sich vor allem die sunnitischen Parteien im Parlament seit Jahren für die beschleunigte Freilassung von "Unschuldigen" einsetzen. Zu den Häftligen, die von der US-Armee festgehalten werden, gehören auch der frühere Außenminister Tarik Aziz und Verwandte von Ex-Präsident Saddam Hussein. Einer von ihnen ist Saddams Cousin Ali Hassan al-Majid, genannt "Chemical Ali", der vom Sondertribunal für die Verbrechen des alten Regimes zum Tod durch den Strang verurteilt worden ist.

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