Politischer Mord

Arafat wurde von Israel "vergiftet"

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Die Fatah behauptet das. Immer mehr Gerüchte ranken sich um den Tod des Palästinenserpräsidenten.

Der Kongress der palästinensischen Fatah-Bewegung hat in einer am Freitag in Bethlehem einstimmig angenommenen Resolution Israel als Besatzungsmacht für den Tod von Präsident Yasser Arafat im Jahr 2004 verantwortlich gemacht. Die Delegierten, denen die Berichte der französischen Ärzte vorgelegt wurden, welche den Fatah-Gründer vor dessen Ableben in Paris behandelt hatten, beauftragten zugleich eine Sonderkommission mit der "Weiterführung der Untersuchungen", deren Ergebnisse der "internationalen Gerichtsbarkeit" zugeleitet werden sollten.

"Märtyrer Yasser Arafat"
Als Besatzungsmacht trage Israel die "volle Verantwortung für den Mord an dem Märtyrer Yasser Arafat", heißt es in dem Resolutionstext. 2001 hatte Israel unter Premier Ariel Sharon den palästinensischen Präsidenten in Ramallah faktisch unter Hausarrest gestellt. Erst kurz vor seinem Tod hatte die französische Regierung erwirkt, dass er zur medizinischen Behandlung nach Paris ausgeflogen werden konnte.

Mysteriöser Tod
Bis heute ist die Todesursache des PLO-Gründers umstritten. Am 12. Oktober 2004 brach er nach einer Mahlzeit in seinem Hauptquartier in Ramallah, der Mukata, zusammen, wo er seit 2001 faktisch unter Hausarrest stand. Er wurde in ein Pariser Krankenhaus ausgeflogen. Erst nachdem das finanzielle Erbe Arafats, darunter eine monatliche Apanage für seine Witwe in Höhe von 22 Millionen Dollar jährlich ausgehandelt war, gaben die französischen Ärzte am 11. November 2004 Arafats Tod bekannt. Jordanische Hubschrauber brachten seinen Sarg nach Ramallah.

Von Israel "vergiftet"
Arafats Tod wurde nun von seinem Neffen auf dem Fatah-Parteitag thematisiert. Die zweitausend Delegierten erhoben sich und bestätigten mit erhobenen Händen "einstimmig" die Feststellung, dass Arafat von Israel "vergiftet" worden sei. Erwartungsgemäß wies Israel in einer offiziellen Erklärung diese "Verschwörungstheorie" empört zurück.

War Abbas involviert?
Arafats Tod erhielt für die Fatah eine brisante politische Aktualität. Farouk Kaddoumi, schärfster Kritiker von Arafats Nachfolger Mahmoud Abbas und Leiter der Politischen Abteilung der PLO, hatte behauptet, dass Abbas zusammen mit den Israelis Arafat vergiftet hätte. Für die von ihm gegründete Fatah ist Arafat eine Ikone und einziges Bindeglied. In Bethlehem tagt die zerstrittene Organisation unter einem überdimensionalen Porträt ihres Gründervaters.

Franzosen fanden kein Gift
Obgleich einige hochrangige PLO-Funktionäre den "mehrere hundert Seiten starken französischen Ärztebericht" besitzen, wurde dieser von der palästinensischen Führung nicht veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass in Paris keinerlei Gifte in Arafats Körper konstatiert worden seien. Gleichzeitig erwähnte der Report keine Ursache für die Erkrankung Arafats.

HIV-Infektion weiter unklar
Nach Angaben der israelischen Ärzte gebe es "nicht die geringste Andeutung, dass Arafat unter Aids gelitten habe", obgleich die beschriebenen Symptome typisch für die Immunschwäche seien. Zudem kursierten in der Umgebung Arafats schon vor seinem Tod Gerüchte, wonach er HIV-infiziert gewesen sei. Aus dem Report geht hervor, dass Arafat wahrscheinlich an den Folgen einer Nahrungsmittelvergiftung gestorben sei.

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