Schuld soll die Wirtschaftskrise sein. Wie Arnold Schwarzenegger seinen Bonus als Polit-Komet der USA verspielte – und wie er darunter leidet.
Es ist die Stunde der Wahrheit in Kalifornien. Diesmal, bestimmte Gouverneur Arnold Schwarzenegger (61), werde es bei der Schließung des neuen Budgetloches von 21,8 Milliarden Dollar keine „Tricks, faulen Kompromisse oder neues Schuldenmachen geben“. Gnadenlos wie der Terminator zückte er den Rotstift: 928.000 Kinder verlieren die Krankenversicherung, 5.000 Beamte den Job, Unis und Schulen Milliarden an Geldern.
Pleitegefahr
Der Riesenstaat Kalifornien (38 Millionen Einwohner,
mit 1,7 Billionen BIP achtgrößte Volkswirtschaft der Erde) steht neuerlich
vor der Pleite. Von Arnie per Volksabstimmung anvisierte, langfristige
Budgetreformen scheiterten: Die Wähler schmetterten alles von Steuererhöhung
bis Umschichtungen innerhalb des Etats ab. „Ich habe den Willen des Volks
laut und klar verstanden“, blieb ihm bloß öffentliche Zerknirschtheit. Zwar
spenden dem Ex-Bodybuilder und Filmstar Experten Trost: „Kalifornien ist
praktisch unregierbar!“ Von einem Lehrbeispiel, „wie direkte Demokratie auch
scheitern kann“, schrieb die New York Times. Denn alles muss dort per
Referendum goutiert werden. Komödiant Bill Maher spitzte zu: „Wir wünschen
uns stets die tollsten Sachen – doch wollen dafür nicht blechen.“
Absturz
Doch der Volkszorn trifft Arnie: Ein Hollywood-Happy-End
seiner Politlaufbahn rückt in weite Ferne. Laut Field-Umfrage stürzten seine
Popularitätswerte auf 33 Prozent ab. 18 Monate bleiben ihm noch bis zu
seinem Abtritt aus dem Gouverneurspalast in Sacramento. Wenig Zeit, sein
Politerbe noch zu retten. Noch dazu, wenn unpopuläre Maßnahmen gegen die
Budgetmisere alles überschatten.
Frage: Was wollen sie machen, wenn Ihre Amtszeit 2011 endet.
Es wurde zuletzt spekuliert, dass Sie für den Senat kandidieren
könnten?
Frage: Sie wollen in allen drei Sparten weiter aktiv bleiben?
Frage: Sind Sie nicht am Ende gescheitert?
Frage: Nochmals: Wie wollen Sie Ihre ungebremste Energie
künftig nützen?
Frage: Sie kamen nach Sacramento, standen mit einem Besen
vor dem Kapitol, wollten ausmisten, Kalifornien total umkrempeln.
Haben Sie die Realität unterschätzt?
Frage: Doch viele Wähler verweigern Ihnen die Gefolgschaft.
Frage: Könnten Sie sich vorstellen, irgendwann Mitglied
einer Obama-Regierung zu werden? Und welche Position könnte Sie
besonders reizen? Quellen: New York Times, Wall Street Journal, CNN |
Die Ironie: Die Budget-Misere 2003 – als unter Vorgänger Gray Davis ein 42-Milliarden-Loch klaffte – spülte den Österreicher ins Amt. Die leeren Staatskassen ruinieren jetzt auch das Finale der Arnie-Ära.
Klimaschützer
Es war eine Achterbahnfahrt zwischen Triumphen
und Waterloos: Nach der Weltsensation der „Recall“-Wahl 2003 wurde er dank
einer donnernden Rede beim Bush-Parteitag zu Amerikas Politsuperstar. Sogar
eine Verfassungsänderung wurde diskutiert, um dem Terminator den Kampf ums
Präsidentenamt zu erlauben. Legendär bleibt Arnie als Einsatzleiter bei
Kaliforniens Feuerinfernos und als Vorreiter beim Klimaschutz.
Doch eigentlich wollte er Kalifornien total umkrempeln: „Ich kam hierher, um zu reparieren, was kaputt war“, sagt er. Doch viel früher hätte er seine Popularität einsetzen sollen, „um den Bürgern reinen Wein einzuschenken“, nörgelte die L.A. Times.
Zukunft
Was macht Arnie nach dem Abtritt im Jänner 2011? „Nachdem
er sich mit US-Präsident Obama versteht, könnte er doch noch einen Platz im
Regierungsteam ergattern“, spekulieren Beobachter. Oder er kehrt ins
Filmgeschäft zurück: Sly Stallone (62) habe gezeigt, dass auch alte
Actionhelden eine Chance haben.