Ermittlungen

Neuerlich Korruptionsgerüchte um Berlusconi

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Der Oppositionschef soll einen Senator zum Übertritt in seine Partei aufgefordert haben, um Prodi zu stürzen.

Der italienische Oppositionschef Silvio Berlusconi bekommt wieder Probleme mit der Justiz. Die Staatsanwaltschaft von Neapel hat wegen mutmaßlicher Korruption Ermittlungen gegen den Politiker und Medienunternehmer eingeleitet, berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Mittwoch. Berlusconi soll dem der Regierungsallianz angehörenden Senator Nino Randazzo den Posten des Vizeministers in einer möglichen neuen Regierung unter seiner Führung angeboten haben, um ihn zum Übertritt ins Oppositionslager zu bewegen. Dies hätte zum Sturz des seit Mai 2006 amtierenden Kabinetts um Romano Prodi führen können, da der Ministerpräsident im Senat über eine Mehrheit von einem einzigen Parlamentarier verfügt.

Telefongespräche abgehört
Laut "Repubblica", die sich auf abgehörte Telefongespräche stützt, hat Berlusconi Randazzo auch angeboten, die Kosten seiner Wahlkampagne nach dem Sturz der Regierung Prodi zu übernehmen. Randazzo, der als Vertreter der Auslandsitaliener gewählt worden war, lehnte das Angebot ab. Er bestätigte vor den Staatsanwälten, dass Berlusconi versucht habe, ihn in die Opposition zu bringen. "Berlusconi sagte mir, es sei alles bereit. Meine Abwesenheit bei einer für die Regierung entscheidenden Abstimmung im Senat hätte genügt, um die Regierung Prodi zu stürzen", berichtete Randazzo den Ermittlern.

Korruption im Zusammenhang mit RAI
Berlusconi wird auch der Korruption im Zusammenhang mit dem öffentlich-rechtlichen Sender RAI beschuldigt. Er soll Druck auf einen RAI-Manager ausgeübt haben, um vier jungen Schauspielerinnen Rollen in einigen TV-Serien zu sichern. Eine der Schauspielerinnen sei ihm von einem Senator der Regierungskoalition empfohlen worden, auf dessen Stimme Berlusconi gehofft hatte, um die Regierung Prodi zu stürzen.

"Forza Italia" reagiert entrüstet
Spitzenvertreter der Berlusconi-Partei Forza Italia sprachen von einem neuen skandalösen Angriff der regierungsfreundlichen "La Repubblica" gegen den Oppositionschef. "Auch diese Untersuchung, wird sich wie alle anderen, die bisher gegen Berlusconi geführt wurden, als Seifenblase erweisen. Man will Berlusconi als großen Korrupten in Italiens politischem System darstellen. Die Wahrheit ist, dass Berlusconi das politische System ändern will, und dagegen wehrt sich die Lobby, die in Italien an der Macht ist", sagte die Vizepräsidentin der Senatoren der Forza Italia, Maria Elisabetta Casellati.

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