Zwar traf der Dalai Lama zu Beginn seines Deutschland-Besuches nur den Bundestagspräsidenten, von China gab es trotzdem Kritik dafür.
Die chinesische Botschaft in Berlin hat den gegenwärtigen Besuch des Dalai Lama in Deutschland kritisiert. "Wir sind entschieden dagegen, dass der Dalai Lama von offiziellen Vertretern in Deutschland empfangen wird", sagte der chinesische Botschaftsrat Zhang Junhui am Freitag im ARD-Morgenmagazin. Trotz des von ihm behaupteten Unabhängigkeitsverzichts halte das tibetische Exiloberhaupt an "seinem Ziel, nämlich die Unabhängigkeit Tibets, fest", sagte der Diplomat. Es gehe hier um das Prinzip, "es geht um die Ein-China-Politik, zu der sich auch die Bundesrepublik vor kurzem noch einmal bekannt hat."
Treffen mit Bundestagspräsidenten
Der Dalai Lama hatte zu
Beginn seines Deutschland-Besuches am Donnerstag in Bochum mit dem deutschen
Bundestagspräsidenten Norbert Lammert zusammengetroffen. Beide zeigten
sich wegen der Lage in Tibet besorgt. Lammert sagte nach der Begegnung mit
dem tibetischen Exil-Oberhaupt, Tibet habe sich zu einer sehr
grundsätzlichen Frage entwickelt. Dabei gehe es nicht um Sonderrechte oder
Unabhängigkeit, sondern um Menschenrechte. Dieser Anspruch sei in Tibet
genauso gerechtfertigt wie anderswo. Der Dalai Lama betonte seinerseits, er
fühle sich der Demokratie absolut verpflichtet.
Anschließend fand ein Treffen des Dalai Lama mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers statt. Unmittelbar nach seiner Ankunft hatte der Friedensnobelpreisträger ein Gespräch mit dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch geführt, der ihn am Frankfurter Flughafen willkommen geheißen hatte.
Verständnis für Haltung von Köhler und Steinmeier
Verständnis
hat der Dalai Lama dafür gezeigt, dass Bundespräsident Horst Köhler und
Außenminister Frank-Walter Steinmeier ihn nicht empfangen. Dies sei "kein
Problem" für ihn. Wo immer er zu Besuch sei, wolle er keine
Unannehmlichkeiten bereiten, sagte er dem Internetdienst "bild.de".
Deshalb habe er Verständnis für diejenigen, die bei einem Treffen "Unannehmlichkeiten
befürchten". Er lobte die Haltung von Bundeskanzlerin Angela
Merkel in der Tibet-Frage. Es sei sehr couragiert von der Kanzlerin gewesen,
ihn im vergangenen September offiziell im Bundeskanzleramt in Berlin zu
empfangen. Er habe sehr wohl zur Kenntnis genommen, dass sich aus dem
Treffen für die Kanzlerin "danach einige Komplikationen"
ergeben hätten. "Das tut mir leid", sagte der 14. Dalai Lama,
Tenzin Gyatso.
Keine politische Reise
Seine aktuelle Reise sei "zu
allererst nicht politischer Natur". Viel wichtiger als die Begegnungen
mit Regierungen sei es, ein öffentliches Forum zu finden, um für menschliche
Werte zu werben. "Es bedeutet mir sehr viel, wie überall in der Welt
die Vorgänge in Tibet mit Sorge verfolgt werden." Besonders in
Deutschland zeigten die Menschen wahrhaftige Sympathie für die Tibeter. "Was
ich all unseren Unterstützern dabei immer wieder klarmache: Ihr seid nicht
Pro-Tibet. Ihr seid für Gerechtigkeit." Es gehe nicht um eine
anti-chinesische Haltung. Am Montag wird der Dalai Lama als einziges
Mitglied der deutschen Bundesregierung Entwicklungsministerin Heidemarie
Wieczorek-Zeul in Berlin treffen.