China hat nach Tibet einen neuen "Herd des Bösen" ausgemacht. Diesmal will die Staatsführung Terrorgruppen in der Region Xinjiang entdeckt und zerschlagen haben.
Nach den blutigen Unruhen in Tibet hat China im Olympiajahr eine weitere Bedrohung ausgemacht. Nach offiziellen Angaben wurden in der von muslimischen Uiguren bewohnten Region Xinjiang zwei "Terrorgruppen" zerschlagen, die Anschläge auf die Spiele und Entführungen von Teilnehmern geplant haben sollen. Wie das Pekinger Polizeiministerium am Donnerstag erklärte, wollten die Gruppen ausländische Athleten, Touristen und Journalisten verschleppen. Außerdem hätten sie Selbstmordanschläge mit Sprengsätzen geplant.
Angeblich Sprengstoff entdeckt
Insgesamt 9,5 Kilogramm
Sprengstoff sowie Zünder und Sprengvorrichtungen seien entdeckt worden. 45
Personen wurden festgenommen. Sie hätten versucht, Selbstmordattentäter zu
rekrutieren, und Mitglieder zur Terrorausbildung ins Ausland geschickt.
Anschläge seien in Xinjiangs Hauptstadt Urumqi sowie in den Metropolen
Shanghai und Peking geplant gewesen. Eine Gruppe sei Ende März, Anfang April
enttarnt worden, die andere bereits im Jänner.
Unterdrückung durch Peking
Uigurische Exilgruppen beklagen
wie die Tibeter kulturelle und religiöse Unterdrückung in China. Sie fordern
die Wiederherstellung der ehemaligen Republik Ostturkestan. Das Ministerium
beschuldigte die Gruppen, von internationalen "Separatisten" aus dem Ausland
gesteuert zu sein. Chinas Behörden rechnen heute viele uigurische Gruppen
pauschal der Ostturkestanischen Muslimischen Bewegung (ETIM) zu, die auch
von den USA als Terrorvereinigung eingestuft wird. Nach Ansicht von
US-Experten spielt die Bewegung aber keine Rolle mehr.
Neue Verhaftungen in Tibet
Exiltibeter berichteten von neuen
Verhaftungen in tibetischen Klöstern. Nach Informationen des Tibetan Centre
for Human Rights and Democracy (TCHRD) wurden bei Razzien in der Nacht zum
7. April etwa 70 Mönche aus dem Ramoche-Tempel in Lhasa verhaftet. Am
Donnerstag war zunächst noch unklar, ob Tibet wie angekündigt vom 1. Mai an
wieder für Touristen und andere Besucher geöffnet wird.
Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen hatten den freien Zugang
gefordert.
Einschränkungen bei Visa-Vergabe
Berichten zufolge hat China
wegen der Sicherheitsvorkehrungen für die Olympischen Spiele auch die
Vergabe von Kurzzeit-Visa eingeschränkt. Derzeit würden an den Grenzen zu
Hongkong keine solchen Einreisedokumente mehr an Ausländer ausgegeben.
Demnach sei auch die Vergabe von Visa für mehrere Einreisen über Hongkong
begrenzt worden. Die neue Regelung betrifft vor allem Geschäftsleute, die
bisher Visa für eine Aufenthaltsdauer von bis zu drei Jahren und mehrfache
Einreisegenehmigungen bekommen konnten.