Frankreich-Skandal

Elysée dementiert Einfluss in Speckrollenaffäre

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Der Anteil der Unzufriedenen mit Sarkozy ist auf knapp 30 Prozent gestiegen. Die Speckrollenaffäre offenbart Frankreichs begrenzte Medienfreiheit.

In der Affäre um wegretuschierten Hüftspeck auf einem Bild von dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy hat der Elysée-Palast jegliche Einflussnahme auf das Magazin "Paris-Match" bestritten. Der Präsidentenpalast habe dem Blatt "natürlich" keinerlei Anweisungen gegeben oder Bitten geäußert, Sarkozy auf dem Foto künstlich zu verschlanken, sagte Sarkozys Sprecher David Martinon am Donnerstag in Paris. Die einzige "Linie", auf die der Elysée achte, sei die politische und diplomatische. "Ansonsten sind wir in der Bedienung von Photoshop ziemlich schlecht."

Sarkozy verliert an Popularität
Nach hundert Tagen im Amt hat Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy laut einer Umfrage an Popularität verloren. 61 Prozent der Franzosen fänden seine Arbeit "sehr" oder "ziemlich" gut, ergab eine Erhebung des Instituts Ipsos, die am Donnerstag im Wochenmagazin "Le Point" veröffentlicht wurde. Dies waren fünf Prozentpunkte weniger als bei der letzten Umfrage des Instituts im Juli. Der Anteil der Unzufriedenen stieg im Gegenzug von 25 auf 30 Prozent.

Nun sorgt eine skurrile Medien-Affäre für Aufruhr in Frankreich: Weil Redeakteure der Zeitschrift "Paris Match" die "Rolle des Mannes" über der Badehose für keinen hübschen Anblick hielten, retouchierten sie kurzerhand ein Urlaubsfoto, das Nicolas Sarkozy mit seinem Sohn im Kanu zeigt. Besser nicht das Risiko eingehen, Sarkozy zu verärgern - schließlich wurde vor zwei Jahren der Chefredakteur gefeuert, als "Paris Match" ein Bild von Sarkozys Frau Cécilia mit einem anderen Mann an ihrer Seite veröffentlichte. Das Verhältnis zwischen Macht und Medien ist in Frankreich derzeit angespannt.

(c) Paris Match

Grenzen für Presse Frankreichs eng gesteckt
Zwar ist Paris der Sitz der Organisation Reporter ohne Grenzen, die sich weltweit für Pressefreiheit einsetzt, doch in Frankreich selbst scheinen die Grenzen der Presse für europäische Verhältnisse relativ eng gesteckt zu sein. Da passiert es etwa, dass der Präsident aus seinem amerikanischen Urlaubsort persönlich bei der Zeitung "Le Monde" anruft und die Redaktion auffordert: "Schreiben Sie nicht über Cécilia." Dies geschah, kurz nachdem Cécilia Sarkozy eine persönliche Einladung der US-Präsidentengattin Laura Bush wegen Krankheit abgesagt hatte und am nächsten Tag beim Stadtbummel beobachtet wurde.

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Nie zuvor stand ein französischer Präsident samt Familie derart im Rampenlicht der Medien. Allerdings hat Sarkozy selbst kräftig dazu beigetragen. Schließlich war er es, der Cécilia ohne weitere Absprachen nach Libyen schickte, um mit Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi über die Freilassung der bulgarischen Krankenschwestern zu verhandeln. In seinem noch vor der Wahl veröffentlichten Buch "Témoignages" enthüllt er freiwillig Details seiner zweiten Ehe mit Cécilia. "Wir haben uns wieder gefunden und dieses Mal ist es zweifellos für immer", ist dort über die vorübergehende Trennung der beiden zu lesen.

Enges Verhältnis von Sarkozy zu Verlegern
Die zurückhaltende Kritik mancher französischen Medien an der Regierung erklärt sich auch durch das enge Verhältnis, das Sarkozy etwa zu Verlegern pflegt. Arnauld Lagardère etwa, zu dessen Zeitschriftenimperium neben "Paris Match" auch die Zeitung "Journal du Dimanche" gehört, nennt Sarkozy seinen "Bruder". "Journal du Dimanche" entfernte nach der zweiten Wahlrunde kurz vor dem Andruck einen Artikel aus dem Blatt, in dem zu lesen war, dass Cécilia Sarkozy auf ihre Stimmabgabe verzichtet hatte.

Wie manche französischen Politiker und Unternehmer ihr Verhältnis zur Presse sehen, verdeutlicht eine Bemerkung des Rüstungsindustriellen Serge Dassault, der die Zeitung "Le Figaro" besitzt und ebenfalls mit Sarkozy befreundet ist: "Warum sollte ein Eigentümer oder ein Großaktionär nicht in seiner Zeitung schreiben dürfen, was er denkt?" Die schlichte Antwort darauf lieferte das Satireblatt "Le Canard Enchaîné": "Weil er keinen Presseausweis hat."

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