"Wenn Obama nicht kommt, gibt es keinen Gipfel", sagte ein EU-Diplomat.
Die spanische EU-Ratspräsidentschaft wird einem Diplomaten zufolge auf den geplanten EU-USA-Gipfel im Mai wahrscheinlich verzichten, nachdem US-Präsident Barack Obama seine Teilnahme abgesagt hat. "Wenn Obama nicht kommt, gibt es keinen Gipfel", sagte der EU-Diplomat der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag in Brüssel. Vielleicht werde zu einem anderen Zeitpunkt in hochrangiger Besetzung ein Austausch mit der US-Regierung organisiert.
Das US-Präsidialamt hatte zuvor bestätigt, dass der Präsident im Frühjahr nicht zu einem Gipfeltreffen mit EU-Vertretern nach Europa reisen werde. Dies ändere aber nichts an den guten Beziehungen der USA zu Spanien und der Europäischen Union.
Obama war sechsmal in Europa
Die Absage aus Washington trifft die
EU in einer Phase, in der sie mit der neuen Außenvertreterin Catherine
Ashton und einem gemeinsamen diplomatischen Dienst mehr Profil auf der
Weltbühne zeigen will. Obamas Absage ist deshalb nicht nur für Spanien eine
Enttäuschung, das das Spitzentreffen als einen Höhepunkt seiner
Präsidentschaft geplant hatte, sondern auch für die EU. Ashton hatte bei
ihrem Antrittsbesuch in Washington im Dezember die Bedeutung der
Zusammenarbeit Europas mit den USA betont.
In Washington wiesen US-Vertreter darauf hin, dass Obama im vergangenen Jahr sechsmal in Europa gewesen sei. Der Präsident wolle angesichts der innenpolitischen Probleme weniger reisen, deutete ein amerikanischer Diplomat an. EU-Vertreter sind jedoch der Auffassung, Obama sei vom EU-USA-Gipfel mit allen 27 Staats- und Regierungschefs in Prag im Juni letzten Jahres nicht gerade begeistert gewesen. Als negatives Signal werteten die Europäer auch den Umstand, dass der US-Präsident nicht an einem Essen mit den EU-Chefs bei deren Gegenbesuch in Washington im November teilnahm. "Er scheint nicht so interessiert zu sein an Europa wie Europa an den Vereinigten Staaten", hieß es.