Internationale Ex-Politiker ziehen sich aus russischen Unternehmen zurück – doch Schüssel bleibt bei Lukoil.
Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) bleibt laut "Standard"-Informationen vom Donnerstag auch nach der militärischen Eskalation in der Ukraine im "Board of Directors" des russischen Ölkonzerns Lukoil. Schüssels Sprecherin Heidi Glück hatte der Zeitung gegenüber bereits vor Ausbruch des Krieges mitgeteilt, dass er sein Mandat nicht zurücklegen werde. Das Unternehmen sei an der Londoner Börse notiert und keine Staatsfirma, so die Begründung Glücks.
Bei dieser Meinung bleibe Schüssel. Es gebe derzeit auch kein Sanktionsregime gegen Lukoil, sagte sie dem "Standard" in einem neuerlichen Statement zu dem Thema. Ex-Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ), die einen Posten im Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Rosneft bekleidet, wollte sich gegenüber dem "Standard" nicht äußern. Für die APA war Kneissl vorerst telefonisch nicht erreichbar. Altkanzler Christian Kern (SPÖ) hatte zuvor erklärt, dass er den Aufsichtsrat der russischen Staatsbahn RZD verlassen werde.
Auch international ziehen offenbar die ersten Ex-Spitzenpolitiker mit Verbindung zu russischen Unternehmen ihre Konsequenzen. So trat Italiens Ex-Premier Matteo Renzi nach dem russischen Angriff auf die Ukraine aus dem Board der russischen Carsharing-Gruppe Delimobil aus. Der ehemalige finnische Premier Esko Aho verließ den Aufsichtsrat der größten russischen Bank, der Sberbank. Aho war Mitglied des Supervisor-Boards des Geldhauses.
Der deutsche Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) plädiert hingegen dafür, "die verbliebenen politischen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Verbindungen, die zwischen Europa und Russland bestehen, nicht gänzlich zu kappen". "Denn diese sind - trotz der gegenwärtig dramatischen Lage - die Basis für eine Hoffnung, die wir alle haben: dass ein Dialog über Frieden und Sicherheit auf unserem Kontinent wieder möglich ist", schrieb Schröder am Donnerstag auf der Internetplattform LinkedIn.
Steyr-Eigentümer und Investor Siegfried Wolf wollte sich heute Donnerstag auf APA-Anfrage nicht zum Krieg in der Ukraine und zur Lage in Russland äußern. Wolf ist an dem russischen Autobauer GAZ beteiligt.