Der frühere peruanische Präsident Alberto Fujimori (1990-2000) ist am Samstag von Chile an sein Heimatland Peru ausgeliefert worden.
Dort drohen ihm bis zu 30 Jahre Haft wegen Menschenrechtsverbrechen und Korruption. Der 69-Jährige war am Morgen per Hubschrauber aus seinem Hausarrest in Santiago zum Flughafen der Hauptstadt gebracht worden, wo er der peruanischen Polizei übergeben wurde. Unmittelbar danach startete ein peruanischen Flugzeug mit dem ehemaligen Staatschef Richtung Lima.
Von 200 Polizisten bewacht
Dort sollte Fujimori zunächst im
Hauptquartier der Sonderpolizei Dinoes im Stadtteil Ate inhaftiert werden,
wie Innenminister Luis Alva Castro mitteilte. Auf dem Flughafen von Lima
hielten sich 200 Polizisten bereit, um den Transport Fujimoris bis zu seiner
Gefängniszelle zu bewachen.
Nach wie vor hohes Ansehen
Der japanisch-stämmige Agraringenieur
Fujimori genießt bei vielen seiner Landsleute nach wie vor hohes Ansehen.
Vor sieben Jahren hatte er überraschend während einer Auslandsreise per Fax
sein Amt niedergelegt. Der heutige peruanische Präsident Alan Garcia muss
befürchten, dass im Prozess gegen Fujimori auch Menschenrechtsverbrechen und
Korruptionsfälle während seiner ersten Amtszeit zwischen 1985 und 2000 zur
Sprache kommen.
Grünes Licht für Auslieferung
Am Vortag hatte der
chilenische Oberste Gerichtshof grünes Licht für die Auslieferung gegeben
und damit die gegenteilige Entscheidung des Richters Orlando Alvarez vom
vergangenen Juli revidiert. Der Vorsitzende Richter der Strafkammer des
Obersten Gerichts, Alberto Chaigneau, erläuterte, dem Auslieferungsantrag
sei in den Punkten der Massaker von Barrios Altos und La Cantuta sowie in
sechs Fällen von Korruption stattgegeben worden.
"Es ist ein erster Sieg"
Angehörige von Opfern äußerten
sich erleichtert. "Es ist ein erster Sieg, aber es bleibt abzuwarten, ob die
peruanische Justiz ihn wirklich verurteilt", sagte Gisela Ortiz in Lima,
deren Bruder Luis Enrique 1992 ermordet worden war. In der Universität La
Cantuta hatten die Sicherheitskräfte 1992 einen Professor und neun seiner
Studenten ermordet. In der Hauptstadt Lima waren 1991 im Viertel Barrios
Altos 15 Zivilisten erschossen worden.
Korruptionsaffären
Fujimori hatte sich 2000 wegen
zahlreicher Korruptionsaffären bei einer Reise nach Japan, der Heimat seiner
Vorfahren, abgesetzt. Dort war er wegen seiner japanischen
Staatsbürgerschaft vor einer Auslieferung sicher. 2005 tauchte er aber in
Chile auf und wurde dort festgenommen. Während seiner Amtszeit hatte er die
Wirtschaft Perus angekurbelt und die linke Terrorgruppe Sendero Luminoso
(Leuchtender Pfad) niederkämpfen lassen. 1992 gelang es, den lange gesuchten
Sendero-Führer Abimael Guzman ("Presidente Gonzalo") festzunehmen. Beim
Kampf gegen die Guerilla begingen Polizei und Militär jedoch schwere
Menschenrechtsverbrechen.
Spektakuläre Befreiungsaktion
Besonderes Aufsehen erregte
die spektakuläre Befreiungsaktion vom 22. April 1997, als peruanische
Soldaten auf Befehl Fujimoris die japanische Botschafterresidenz stürmten.
Rebellen der Tupac Amaru (MRTA) hatten dort vier Monate lang zahlreiche
Diplomaten festgehalten. Auch der österreichische Botschafter in Peru,
Arthur Schuschnigg, war einige Tage lang in den Händen der Rebellen. Alle 14
Guerilleros, eine Geisel sowie zwei Soldaten kamen bei der Befreiungsaktion
ums Leben.