Verurteilter Brite belastet Kameraden und Vorgesetzte schwer.
Die Misshandlung von Gefangenen im Irak war nach Aussagen eines ehemaligen britischen Soldaten in seiner Einheit "weit verbreitet". Jeder aus seiner Kompanie habe irakische Häftlinge getreten und geschlagen, sagte Donald Payne am Montag in London in einer Anhörung zum Tod des 26-jährigen Irakers Baha Musa im September 2003.
Er beschuldigte seinen ehemaligen Kommandanten, in einem Fall sogar Musas Verbrennung vorgetäuscht zu haben. Der Leutnant habe "einen Kanister Benzin vor dem Jungen platziert", dann "Wasser über ihn gegossen und ein Streichholz angezündet". Der junge Hotelrezeptionist war in der südirakischen Stadt Basra in britischer Gefangenschaft gestorben; seine Leiche wies 93 Verletzungen auf.
Misshandlungen aus "falsch verstandener Loyalität" veschwiegen
Payne
ist der erste britische Soldat, der 2007 vor einem Militärgericht wegen
Kriegsverbrechen zu einer Haftstrafe verurteilt worden war. Bei der Anhörung
am Montag räumte er ein, die Gewalt gegenüber den irakischen Häftlingen
damals heruntergespielt zu haben. Auch habe er aus "falsch verstandener
Loyalität" das Ausmaß der Misshandlungen innerhalb seiner Einheit
verschwiegen. Paynes damaliger Vorgesetzter wies alle Anschuldigungen von
sich. Er bleibe bei seiner früheren Aussage, dass er niemals einen Häftling
misshandelt habe, hieß es in einer Erklärung des Offiziers im Anschluss an
die öffentliche Anhörung.
Das britische Verteidigungsministerium ermittelt derzeit in 33 weiteren Fällen mutmaßlicher Misshandlungen irakischer Häftlinge durch britische Soldaten. Den Soldaten wird einem Zeitungsbericht zufolge vorgeworfen, die Zivilisten zwischen 2003 und 2007 vergewaltigt, gefoltert oder auf andere Weise misshandelt zu haben. Als ein möglicher Tatort wurde das von britischen und US-Soldaten geführte Gefängnis Camp Bucca bei Basra genannt.