Menschrechte und Sicherheit sind unteilbar miteinander verbunden, meint Al-Jazeera-Journalist Sami al-Haj, der Gefangener in Guantanamo war.
In Genf hat der kürzlich aus Guantánamo entlassene Al-Jazeera-Journalist Sami al-Haj von seiner siebenjährigen Gefangenschaft im US-Gefangenenlager auf Kuba berichtet. Folter sei eine Form des Terrorismus, sagte der Sudanese am Donnerstag vor der Presse. Staaten, die ihre Sicherheit mittels Folter verbessern wollten, praktizierten eine Form des Terrorismus, fügte al-Haj hinzu. "Menschenrechte und Sicherheit sind unteilbar. Will ein Staat Sicherheit, muss er die fundamentalen Rechte eines Menschen respektieren."
Reine Willkür
Die Gefangennahmen im "Krieg gegen den
Terrorismus" seien reine Willkür, sagte al-Haj. Er berichtete von Folter und
Misshandlungen in Guantánamo, denen er selbst ausgesetzt gewesen sei oder
derer er Zeuge wurde. "Die Störung des Schlafs, die permanente Beleuchtung,
alle zwei Stunden in eine andere Zelle gebracht zu werden, der Gebrauch von
Drogen oder Hunden, um uns Angst einzujagen, oder die sexuellen Demütigungen
sind nur einige Beispiele des Missbrauchs", sagte der Kameramann und
Journalist. Zudem seien sie als Muslime ständig wegen ihrer Religion
gedemütigt worden. "Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Wächter auf dem
Koran herumtrampelten oder das heilige Buch zerrissen haben. Auch schrieben
sie blasphemische Phrasen hinein. Oder Gefangene wurden in amerikanische
oder israelische Flaggen gewickelt", sagte al-Haj.
Rechtlos
"Wir waren vollkommen ohne Rechte - hatten keinen
Kontakt zu unseren Familien, keine Religionsfreiheit, keine Möglichkeit, uns
vor einem unabhängigen Gericht zu verteidigen." Einige der
Guantanámo-Häftlinge seien dem Wahnsinn verfallen. "Es fiel mir schwer,
Menschen zurückzulassen, die ständig grossen körperlichen und seelischen
Leiden ausgesetzt sind."
Während Reportage verhaftet
Al-Haj war im Dezember 2001 im
pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet von der pakistanischen Armee
gefangenen genommen worden, wo er für eine Reportage für Al Jazeera
unterwegs war. Pakistan reichte den Journalisten an die USA weiter, die in
als "illegalen Kämpfer" in Guantánamo festhielten.
Die USA warfen dem Sudanesen Kontakte zur Terrororganisation Al Kaida vor. Er habe Terror-Chef Osama bin Laden gefilmt, habe es geheißen. "Ich wurde festgenommen, obwohl meine Papiere in Ordnung waren." Die Amerikaner hätten zwar bald anerkannt, dass sie einen Fehler gemacht hätten, ihm jedoch erklärt, er müsse sich noch gedulden. Im Jänner 2007 begann al-Haj einen Hungerstreik und wurde 16 Monate lang zwangsernährt. Schließlich wurde er diesen Mai freigelassen. Als einziger ehemaliger Guantánamo-Gefangener darf der Journalist reisen.