Militärexperte:

Israels Erklärung unglaubwürdig

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Laut Jerusalem war der Beschuss eines UNO-Postens im Libanon, bei dem auch ein Österreicher starb, ein "operationeller Fehler".

Die am Donnerstag an Österreich und an die anderen betroffenen Staaten übermittelte Erklärung Israels zum Tod von vier UNO-Soldaten im Südlibanon ist nach Meinung eines finnischen Militärexperten unglaubwürdig und widersprüchlich. Mehreren offiziellen Quellen zufolge erklärte Israel in der bis dato nicht vollständig veröffentlichten Erklärung, die Zerstörung des UNO-Postens Khiyam (Khiam) durch direkten israelischen Raketenbeschuss sei ein "operationeller Fehler" gewesen und auf fehlerhafte Karten vom Einsatzgebiet zurückzuführen.

Major Torsti Siren von der Strategischen Abteilung der finnischen Landesverteidigungsakademie sagte gegenüber der finnischen Nachrichtenagentur STT, es erscheine "merkwürdig", dass der von Israel behauptete Fehler bei der Einzeichnung des Postens beim Kopieren der Karten passiert sein solle. Siren verwies auf die Tatsache, dass sich der Posten seit sehr langer Zeit an dieser Stelle befunden hat.

"Widersprüchliche" Behauptungen
Die UNO-Stellungen hätten nach Meinung Sirens schon in den ursprünglichen Karten eingezeichnet sein sollen. Die Einstellung der Israelis zu den UNO-Beobachtern sei möglicherweise "respektlos und nachlässig" , so der Militärexperte. Siren sagte, es sei zwar nicht unmöglich, dass es sich bei dem Beschuss des Postens tatsächlich um einen Irrtum gehandelt habe, die Informationen Israels über den Hergang seien aber " widersprüchlich". Er verwies auf den Umstand, dass die Beobachter des Postens die Israelis mehrfach um Einstellung des Feuers gebeten hätten, als der Beschuss immer näher an den Posten heranreichte.

Die finnische Regierung hat nach der Übermittlung der israelischen Erklärung eine ministerielle Juristenkommission eingerichtet. Die Kommission soll bis spätestens Jahresende unter Anhörung der Hinterbliebenen des finnischen UNO-Beobachters und unter Einbeziehung eines noch erwarteten UNO-Berichts zu dem Vorfall eine juristische Analyse erstellen.

Zweifel auch in Österreich
Die österreichische Außenministerin Ursula Plassnik (V) teilte am Freitag per Aussendung mit, es sei noch nicht klar, ob die Untersuchung durch die israelische Armee " auch tatsächlich Aufschluss geben wird, über den Verlauf und die Ursache der Vorgänge, die zum Tod von Major Lang geführt haben". Man werde "sehr genau prüfen". Die Regierung wolle ebenfalls den Bericht der UNO-Untersuchungskommission abwarten, der laut Plassnik in den nächsten Wochen erwartet wird. Bei dem Zwischenfall am 25. Juli kamen außer dem Österreicher Hans-Peter Lang ein Finne, ein Chinese und ein Kanadier ums Leben.

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