Israel

Foto von Papst mit Hakenkreuz veröffentlicht

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Grund für den diplomatischen Zwischenfall ist die angestrebte Seeligsprechung von Papst Pius XII.

Der private Betreiber einer der regierenden Kadima-Partei nahestehenden Homepage im Internet, Zwi Avissar, hat zu einem Bericht über die Seligsprechung von Papst Pius XII. ein Foto von Papst Benedikt XVI. in rotem Gewand mit schwarzem Hakenkreuz veröffentlicht. Der israelische Rundfunk berichtete über das Bild mit dem Hinweis, dass es "einen neuen diplomatischen Eklat" zwischen Israel und dem Vatikan erzeugen könne. Allerdings handle es sich um eine "Privatinitiative", und nicht um die offizielle Homepage der Kadima-Partei.

"Deutscher Papst mit entsprechender Weltanschauung"
Avissar verwehrte sich in einem Rundfunkinterview gegen den Vorwurf, dass es sich bei seiner Initiative um "Blödsinn" und eine "überflüssige Provokation" handle. Er "erklärte", dass der "deutsche" Papst eine entsprechende Weltanschauung habe, wenn er den umstrittenen Papst Pius XII. seligsprechen lassen wolle, der zum Holocaust "geschwiegen" habe. Weiter sagte er, dass das pompöse Begräbnis von Jörg Haider in Klagenfurt "beweise", welcher Geist noch heute in Europa wehe.

Das Originalfoto des Papstes (ohne Hakenkreuz) hat Avissar dem Online Lexikon "Wikipedia" entnommen. In dem hebräischen Artikel zum Bild werden der amtierende Premierminister Ehud Olmert, seine designierte Nachfolgerin Tzipi Livni und Staatspräsident Shimon Peres aufgefordert, nicht "diplomatisch auszuweichen", sondern dem Vatikan mit "klaren Worten" zu begegnen.

In dem kritischen Artikel heißt es, dass Papst Benedikt XVI. mit seinen Bemühungen um eine Heiligsprechung seines Vorgängers "das Fass überlaufen ließ". Dem Artikel zugestellte Leserbriefe rufen Livni auf, "nicht zu schweigen" und fordern von Olmert, sich nicht dem Vatikan zu beugen.

Pius XII in der "Hall of Shame"
Tatsächlich ist der bereits im Mai 2007 von der zuständigen vatikanischen Kongregation absegnete Heiligsprechungsprozess derzeit ausgesetzt. Benedikt XVI. hat ein entsprechendes Dekret noch nicht unterzeichnet. Zur Begründung hieß es, dass zwar die persönliche Heiligkeit von Pius XII. erwiesen sei, man jedoch noch die interreligiösen und diplomatischen Auswirkungen bedenken müsse. Medienberichten zufolge fordert der Vatikan seinerseits von Israel, ein Foto von Pius XII. aus der "Hall of Shame" im Jerusalemer Holocaust-Museum Yad Vashem zu entfernen. Ehe dies nicht geschehen sei, könne Benedikt XVI. Israel nicht besuchen, sagte jüngst der Relator des Seligsprechungsverfahrens für Pius XII., Peter Gumpel.

Ursache der neuen Verwirrung ist letztlich eine neue Studie über Pius XII. und sein angebliches Schweigen. Darin behaupten die Historiker Mario J. Cereghino und Giuseppe Casarrubea anhand britischer Dokumente, der Pacelli-Papst habe sich in einem Diplomaten-Gespräch vom 18. Oktober 1943 gleichgültig über die zwei Tage zuvor von den Deutschen begonnene Deportation der Juden aus Rom geäußert. Die Dokumente seien längst bekannt und widerlegt, sagte P. Gumpel.

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