Bislang gibt es 22 Regionen in Frankreich. Das soll sich nun ändern. Die Pläne sehen Zusammenlegungen vor. Künftig sollen es nur noch 15 sein.
Wenn Edouard Balladur sich mit seinen Vorschlägen durchsetzt, können sich die Landkartenhersteller in Frankreich freuen. Während in Deutschland mal wieder die Debatte über eine Neuordnung der Bundesländer aufflackert, ist nebenan der ehemalige französische Premierminister ernsthaft dabei, die französische Landkarte umzukrempeln. Anstelle der bisher 22 Regionen soll es innerhalb der französischen Grenzen - die auf der Karte wie ein Hexagon aussehen - nur noch 15 geben. Das wäre ein Schlag für viele regionalpatriotische Franzosen. Die Opposition wittert zudem gezielte Grenzziehungen mit Blick auf die Wähler.
Streitereien, hohe Ausgaben, Schwerfälligkeit
Derzeit sind
alle Regionen bis auf Korsika und Elsass in der Hand der Linken. Das könnte
sich nach dem neuen Zuschnitt jedoch ändern. "Unsinn", beteuert die
Regierung. Es gehe lediglich darum, die Verwaltungsstrukturen zu
vereinfachen. Häufig ist beim Blick auf die französische Regionalverwaltung
von einem "Millefeuille" die Rede - dem berühmten Blätterteig-Pudding-Gebäck
mit seinen unzähligen Schichten. Frankreich hat etwa 37.000 Kommunen, 100
Départements und 22 Regionen. Der Vorteil: Es sind jede Menge Posten zu
vergeben. Der Nachteil: Es kommt immer wieder zu Streitereien über
Zuständigkeiten, und der ganze Apparat ist schwerfällig und teuer.
Elsass-Lothringen
Balladur schlägt unter anderem vor, die beiden
grenznahen Regionen Elsass und Lothringen zu vereinen. Vermutlich würde sich
dann Straßburg gegen das lothringische Metz als Hauptstadt der Region
durchsetzen. Zusammengelegt werden sollen unter anderem auch die beiden
Teile der Normandie sowie die Region Rhônes-Alpes mit der Auvergne, die dann
zur größten französischen Region aufgewertet würde. Die Bretagne würde sich
ebenfalls durch den Zusammenschluss mit der historisch verbundenen Region
Loire-Atlantique vergrößern.
"Groß-Paris"
Besonders umstritten ist die Struktur
von Paris. Die flächenmäßig relativ kleine Hauptstadt soll nach den Ideen
der Regierungskommission mit den drei umliegenden Départements zu einem
"Groß-Paris" mit sechs Millionen Einwohnern zusammengeschlossen werden.
Manchen ist aber auch das noch nicht groß genug, denn es würde nicht einmal
den Flughafen Charles de Gaulle umfassen.
Departements in Übersee
Die ehemalige sozialistische
Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal, die an der Spitze der Region
Poitou-Charentes steht, dürfte sich über die Reformpläne besonders ärgern:
Ihre Hochburg soll zerschnitten und zwei Nachbarregionen zugeordnet werden.
In den französischen Überseegebieten will Balladur ebenfalls die Verwaltung
entschlacken: Die Karibikinseln Guadeloupe und Martinique, die bei
Madagaskar liegende Insel Réunion sowie das an Brasilien grenzende
Französisch-Guyana sind derzeit sowohl Départements als auch Regionen, haben
also jeweils eine doppelte Verwaltungsstruktur.
Es handle sich um "kühne Pläne", meint Regierungssprecher Luc Chatel. Und es scheint auch alles andere als sicher, dass die Reformen sich am Ende gegen zahlreiche Partikularinteressen durchsetzen lassen. Schließlich müsste eine ganze Beamtenschicht anderweitig versorgt werden. Der Reformplan soll am 5. März vorgestellt und anschließend öffentlich diskutiert werden. Dass die Besitzstandswahrung letztlich Oberhand behält ist nicht auszuschließen.