Weil er nicht wusste, um wen es sich bei seinem Patienten handelte, verschrieb ein französischer Gefängnisarzt einen Kinderschänder Viagra.
Im jüngsten Kinderschänder-Skandal in Frankreich hat ein Gefängnisarzt die Verschreibung des Potenzmittels Viagra an einen Sexualstraftäter bedauert. "Ich hatte keine Ahnung, mit wem ich es zu tun hatte", sagte der Arzt der französischen Zeitung "Le Parisien" (Dienstag). "Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich anders gehandelt. Ich sehe mir so gut wie nie die Kriminalakte der Patienten an", fügte er hinzu.
Viagra-Verschreibung nichts ungewöhnliches
Es komme
gelegentlich vor, dass ein Häftling Viagra verlange, etwa wenn jemand Angst
vor der ersten Begegnung mit seiner Frau habe. Ein verurteilter
Kinderschänder wird derzeit beschuldigt, nach seiner Entlassung im Juli aus
einem Gefängnis in Caen einen fünf Jahre alten Buben vergewaltigt zu haben.
Bei seiner erneuten Festnahme wurde eine angebrochene Viagra-Packung bei ihm
gefunden.
Am Vortag hatte sich ein anderer Arzt freiwillig bei der Polizei gemeldet, weil er in dem betroffenen Gefängnis ebenfalls Viagra verschrieben hatte. Nach Informationen der Zeitung handelte es sich dabei allerdings nicht um denjenigen, der dem verurteilten Kinderschänder das Rezept gegeben hatte. Vielmehr sei dies der andere Arzt gewesen, der jetzt das Interview gegeben hat und am Dienstag von der Polizei vernommen werden sollte.
Experten stuften ihn als gefährlich ein - Trotzdem aus Haft entlassen
Unterdessen
behauptete der 61-Jährige, dass er insgesamt mit 40 Kindern "zu tun gehabt"
habe, aber nur für drei Fälle verurteilt worden sei. Der Mann war vorzeitig
aus der Haft entlassen worden, obwohl Experten ihn als gefährlich
einstuften. Der Viagra-Fund bei dem Mann hatte in Frankreich Entsetzen
ausgelöst. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatte am Vortag
härtere Maßnahmen angekündigt und sich für eine chemische Sterilisation
ausgesprochen.