Gab der südkoreanische Diktator Park Chung-hee den Befehl? Der Friedensnobelpreisträger stand sogar auf der Todesliste.
Mehr als dreißig Jahre nach der Entführung des südkoreanischen Oppositionellen, späteren Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträgers Kim Dae-jung hat der staatliche Geheimdienst seine verantwortliche Rolle in dem Fall eingestanden. Drahtzieher der Entführung des Politikers aus einem Hotel in Tokio 1973 war demnach Lee Hoo-rhak, der Chef der damals berüchtigten Koreanischen Zentralen Aufklärungsbehörde, die heute Nationaler Aufklärungsdienst (NIS) heißt. Das geht aus dem Untersuchungsbericht einer "Wahrheitskommission" des NIS zur Aufdeckung früherer Verbrechen des Geheimdienstes hervor, der am Mittwoch in Seoul veröffentlicht wurde.
General Chung-hee billigte Entführung
Demnach hatte der
damalige Militärdiktator General Park Chung-hee den Menschenraub "zumindest
stillschweigend gebilligt". Aber auch die Möglichkeit, "dass Präsident Park
die Entführung direkt angeordnet hat", könne nicht ausgeschlossen werden. Ob
der Regimekritiker Kim Dae-jung ermordet werde sollte, konnte die Kommission
nicht eindeutig belegen. Die Militärregierung hatte seinerzeit den Vorwurf
zurückgewiesen, sie sei in den Entführungsfall verwickelt. Park war 1979 von
seinem eigenen Geheimdienstchef ermordet worden.
General besiegte Kim Dae-jung nur durch Wahlbetrug
Der heute 81
Jahre alte Kim Dae-jung war Park bei der Präsidentenwahl 1971 nur knapp
unterlegen, vermutlich siegte der General nur durch Wahlbetrug und eine
massive Kampagne, die seinen Konkurrenten als Agenten Nordkoreas darstellte.
Im Herbst 1972 hatte Kim Dae-jung Südkorea heimlich verlassen. Nach der
Entführung aus Tokio an Bord eines Kriegsschiffs, in deren Verlauf er nach
eigenen Angaben nur knapp dem Tod entgangenen war, wurde er in Südkorea
unter Hausarrest gestellt. Dieser wurde nach internationalen Protesten im
Oktober 1973 aufgehoben. Ein schwerer Autounfall ging vermutlich auf das
Konto des Geheimdienstes.
Wurde zum Tode verurteilt, durfte aber ins Exil auswandern
Unter
der Diktatur von General Chun Doo-hwan wurde wurde Kim Dae-jung in den
1980er Jahren zum Tod durch Erhängen verurteilt, durfte aber später ins Exil
in die USA ausreisen. Er wurde Ende 1997 für fünf Jahre zum
Staatspräsidenten gewählt. Für seine Annäherungspolitik gegenüber Nordkorea
und seinen Einsatz für Demokratie und Menschenrechte in seiner Heimat
erhielt Kim Dae-jung im Jahr 2000 den Friedensnobelpreis.