Die Verkündung der Wahlergebnisse verzögert sich. Unabhängige Wahlbeobachter sehen die Opposition als Wahlsieger.
Drei Tage nach den Wahlen in Simbabwe hat ein Regierungssprecher Gerüchte über eine angebliche Flucht von Präsident Robert Mugabe ins Ausland dementiert. "Der Präsident hat weiterhin die Kontrolle", betonte der Sprecher im südafrikanischen Rundfunk. Er reagierte damit auf Informationen, Mugabe befinde sich auf dem Flug nach Malaysia. Der seit 1980 amtierende, 84-jährige Staatschef ist seit der Wahl am vergangenen Samstag nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden.
Opposition in Front
Die Opposition in Simbabwe hat laut
offiziellen Angaben ihren Vorsprung weiter ausgebaut. Wie die Zentrale
Wahlkommission nach Auszählung von 89 der 210 Wahlbezirke am Montagabend
mitteilte, errang die Bewegung für einen Demokratischen Wandel (MDC) von
Oppositionsführer Morgan Tsvangirai bei der Parlamentswahl 46
Parlamentssitze. Die ZANU-PF von Präsident Robert Mugabe kam demnach auf 43
Sitze. Die MDC hatte zuvor eigene Zahlen aus 128 von 210 Wahlbezirken
veröffentlicht. Danach kam sie bei der gleichzeitig stattfindenden
Präsidentschaftswahl auf 60 Prozent, die ZNAU-PF erzielte lediglich 30
Prozent. Auch unabhängige Wahlbeobachter sehen Tsvangirai vorne.
Die Opposition hatte die Wahlkommission beschuldigt, die Auszählung der Stimmen absichtlich zu verzögern, um das Ergebnis zugunsten von Mugabe zu fälschen. Der 84-jährige Mugabe strebt nach 28 Jahren an der Macht eine sechste Amtszeit an. Seine Kritiker machen ihn für den Niedergang der Wirtschaft in der einstigen Kornkammer Afrikas verantwortlich.
Verzögerungen heizen die Lage an
Beobachter äußerten sich
besorgt über die späte Verkündung der Ergebnisse. Ein Zusammenschluss von 38
regierungsunabhängigen Organisationen (NGOs) warnte davor, dass weitere
Verzögerungen die Lage anheizen und zu Spekulationen über mögliche
Wahlfälschungen betragen könnten. "Während der vergangenen
Wahlen seien die ersten Ergebnisse ab 21.00 Uhr (nach Schließung der
Wahllokale) eingetroffen", sagte ein Vertreter des Election Support
Network, einer zur Wahlbeobachtung zugelassenen heimischen NGO. Nach der
Wahl vom Samstag, die um 19.00 Uhr Ortszeit (18.00 Uhr MEZ) endete, wurden
von der nationalen Wahlkommission bisher nicht einmal Teilergebnisse
genannt.
Polizeipräsenz in der Hauptstadt
In der Hauptstadt Harare
zeigten nach Angaben des südafrikanischen Fernsehen Polizeieinheiten
Präsenz. Anhänger der Opposition, die sich bei ausgelassenen Siegesfeiern in
einem Vorort mit Mugabe-Anhängern angelegt hätten, seien festgenommen
worden. Die Parlaments- und Präsidenten- und Kommunalwahlen am Samstag waren
überschattet von Manipulationsvorwürfen der Opposition, aber weitgehend
friedlich verlaufen. Westliche Wahlbeobachter waren nicht zugelassen. Die
Polizei hatte vor der Abstimmung aus Angst vor Gewaltausbrüchen davor
gewarnt, vorzeitig Wahlsiege zu verkünden. Die Sicherheitskräfte wurden in
höchste Alarmbereitschaft versetzt.
Kritik an Wahlleitung
Die Wahlleitung selbst geriet in die
Kritik, weil sie bis Sonntagabend weder Angaben zur Wahlbeteiligung noch zu
Ergebnissen machte. Sie will sich erst äußern, wenn alle Stimmen für die
Neubesetzung des Parlaments sowie für die Kommunalwahlen ausgezählt sind.
Damit wird kaum vor Montag gerechnet. Ein Beobachter des Panafrikanischen
Parlaments kritisierte im Fernsehen, er sei sicher, dass die Ergebnisse
bereits vorlägen. Die Stimmen werden in den einzelnen Wahllokalen ausgezählt
und das jeweilige Ergebnis dann an Ort und Stelle verkündet. Anschließend
werden die Einzelergebnisse zentral zusammengerechnet.
Simbabwes "Watergate"
Am Sonntagvormittag durchsuchten
Sicherheitskräfte ein Büro der MDC in einem Hotel. Dort hatten
MDC-Mitglieder die in den Wahllokalen bekanntgegebenen Ergebnisse
zusammengerechnet. Die Städte sind traditionell Hochburgen der Opposition,
während Mugabe auf dem Land seine Anhänger hat. Dort konnte Mugabes
Herausforderer Makoni nach MDC-Angaben Erfolge erzielen. Insgesamt waren am
Samstag 5,9 Millionen Simbabwer aufgerufen, die künftige politische
Ausrichtung des Landes zu bestimmen. Die Wahl fand vor dem Hintergrund der
schlimmsten Wirtschaftskrise in der Geschichte des Landes statt.
Rice: Mugabes Herrschaft sei eine "Schande"
US-Außenministerin
Condoleezza Rice bezeichnete die jahrzehntelange Herrschaft von Staatschef
Mugabe anlässlich der Wahl als "Schande": "Mugabes
Regime ist eine Entehrung des simbabwesischen Volkes und eine Schande für
den Süden Afrikas und den gesamten afrikanischen Kontinent", sagte
Rice am Sonntag während ihrer Nahost-Reise in Jerusalem.